heiße Phase?

Es ist ruhig geworden im Walldorfer Bürgermeisterwahlkampf. Nach der offiziellen Kandidatenvorstellung am letzten Donnerstag tut sich zumindest öffentlich z.Z. sehr wenig. Die Berichterstattung in den Medien scheint abgeflaut zu sein, und auch die Homepages (von Bubel, Scheerer und Weisbrod) wurden schon länger nicht mehr aktualisiert. Ist alles schon gesagt?
Vielleicht sind nicht alle dieser Meinung. Denn jetzt tauchen Gerüchte auf, die geeignet sind, den Ruf von Frau Staab in Mitleidenschaft zu ziehen. Nichts Konkretes, sehr dunkle Quellen, Gerede halt. Und zumindest mit meinen Mitteln der Recherche kann ich nichts dazu finden. Dass man wenig zur Entkräftung solcher Gerüchte finden kann, liegt in der Natur dieses Geredes. Aber ich finde auch nichts, was sie stützen würde.
Den Inhalt möchte ich daher hier gar nicht wiedergeben. Das könnte nämlich durchaus üble Nachrede sein, wie sie jeder Mensch zu spüren bekommt, der in Gremien arbeitet und sich bisweilen durchsetzen muss. Es könnte natürlich auch was dran sein.
Frau Staab selbst hält sich bedeckt. Am Montag war ganz kurz auf ihrer Blogseite eine Passage zu lesen, in der sie diese Gerüchte erwähnt, ohne aber inhaltlich darauf einzugehen. Jedoch wurde dieser Passus auch schnell wieder zurückgezogen. Vielleicht ist es klüger, zu etwas so Obskurem und Unkonkretem zu schweigen? Wirklich eine schwere Entscheidung.

Es sieht aus, als bliebe der Wahlkampf leider doch nicht sauber.
Wenn dieses Gerede dazu führt, dass Frau Staabs hart erarbeitetes Image leidet, steigen vielleicht wieder die Chancen eines lokalen Bewerbers - nach dem Motto: „Da weiß man wenigstens, was man hat.“
Es sieht ein bisschen so aus, als hätten wir Walldorfer die Wahl zwischen Skylla, Charybdis und noch drei weiteren Wesen. Teils wirklich ‚ungeheuer‘, teils nur etwas ungewiss, aber vielleicht keiner wirklich völlig uneingeschränkt vorzuziehen. Nur: Anders als Odysseus können wir nicht die Mitte zwischen allen ansteuern, sondern wir müssen uns für einen Kandidaten entscheiden.
Meine persönliche Wahl für nächsten Sonntag ist noch nicht ganz klar. Ich weiß nur definitiv drei Kandidaten, die für mich nicht in Frage kommen. Zwischen den übrigen zweien überlege ich momentan anhand dieser Kategorie: Wenn ich keinen der Kandidaten uneingeschränkt mit persönlicher Sympathie betrachte, überlege ich, welcher die größten Chancen hat, das Beste für Walldorf zu erreichen.
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Herr Büker, bitte melden!

Der Vorstellungsabend gestern war tatsächlich ein spannendes Ereignis und in mehrerer Hinsicht überraschend.
Der scheidende Bürgermeister Merklinger fühlte sich genötigt, Herrn
Büker aus Herford zweimal auszurufen und auf den leeren Platz auf das Podium zu bitten. Ihm war vermutlich selber die Aussichtslosigkeit dieser Bemühung klar, aber man will ja keinen Formfehler begehen. Vielleicht sind die Hürden einer Kandidatur zu niedrig, und jemand hat sich den alten Traum erfüllt, einmal irgendwo Bürgermeisterkandidat gewesen zu sein. Jedenfalls tauchte der Mann nicht auf. Ich bin gespannt, wie hoch seine Stimmenzahl wird. Es gibt bestimmt ein paar Wähler, die ihre Stimme für einen Witz wegschmeißen.
Die Elefantenrunde war auch ohne ihn spannend, aber ein richtig klares Ergebnis kam nicht heraus. Nun ist also die Zeit der Deutung: Wer hat mehr als die anderen gewonnen oder verloren?
Ich möchte meine Betrachtung aufteilen: Vor meine eigene Meinung möchte ich gerne Mutmaßungen über die gefühlte Wahrnehmung des Publikums stellen. Daran anschließend kann man dann eine Prognose wagen.

Die Stimmungslage
Immerhin war gestern ein guter Teil der 10.500 Walldorfer Wahlberechtigten anwesend, so dass man aus der Publikumsreaktion gewisse Schlüsse auf den Wahlausgang ziehen kann.
Die schönste Überraschung war für mich die Gesamtstimmung in Walldorf, die ich im Vorfeld wohl falsch eingeschätzt habe. Ein Beispiel: Als gleich als erste Bürgermeldung in der Fragerunde ein seltsamer Mensch die schon berüchtigte Mutter-und-Bürgermeister-geht-das-Frage an Frau Staab richtete, ging ein Raunen durch das Publikum - und zwar ein ablehnendes! Ich freue mich sehr, dass dieses Argument offenbar doch bei dem größeren Teil der Walldorfer keine Rolle spielt.
Überhaupt scheint Herrn
Weisbrods Heimvorteil gar keiner zu sein. Er versprach ausdrücklich, hoch und heilig vor großem Publikum, dass der alte, streitbare Grünen-Fraktionsvorsitzende Geschichte sei. Allein, das Publikum glaubte ihm nicht wirklich. Er machte seine Sache während des Abends gar nicht schlecht, aber mit seiner Schlussrede machte er wieder vieles zunichte. Darin entwarf er auf durchaus amüsante Weise eine Vision von Walldorf in 8 Jahren - aber das werden die meisten als grünes Horrorszenario wahrgenommen haben mit Bürgerversammlungen, Autoverzicht und einem zum Kaufparadies umgebauten Parkhaus. Auch wenn ich inhaltlich sogar seine Vision gut finde (bin schließlich ein bekennender Freiburg-Fan und bewundere speziell die Idee hinter dem Vauban-Viertel), passt das so garantiert nicht zu Walldorf. Herr Weisbrod kann nicht mehr Menschen mobilisieren als seine ohnehin vorhandene Walldorfer-Grünen-Basis. Die ist aber zu klein. Ich wage die Voraussage: Weisbrod schafft es nicht einmal in die Stichwahl.
Der andere ‚Lokalmatador‘ geht ebenfalls unter. Herr
Körber war zwar keine Lachnummer wie der abwesende Büker, aber er geriet zumindest zur ‚Griemelnummer‘. Handfest, nicht unsympathisch, aber etwas desinformiert und keinesfalls bürgermeisterabel. Auch er wollte sich ganz offensichtlich den Traum erfüllen, einmal Bürgermeisterkandidat gewesen zu sein.

Aber es scheint überhaupt sogar viele zu geben, die der Meinung sind, dass ein Ortsfremder her müsse.
Dennoch: Eins runter mit Herrn
Scheerer. Seine Art kann nur ankommen bei Bürgern, die sich einen gewohnten Stadtvater in etwas jünger wünschen: Bürgermeister alten Schlages, einer von „dort oben“, der „das schon machen“ wird. Er verkaufte sich gar nicht schlecht, aber das Publikum reagierte reserviert. Man spürt heraus, dass die selbstbewussten Walldorfer nicht ganz einsehen, einen amtierenden Bürgermeister, der sein altes Amt aufgibt, zu belohnen.
Aber eins rauf mit Herrn
Bubel. Der Mann konnte zumindest in der Frage-Runde wirklich punkten gegenüber seinem Konkurrenten Scheerer. Er wirkte in allen Punkten souverän: kenntnisreich, entschieden, wo möglich, und dennoch freundlich. Das kam gut an.
Genauso gut wie Frau
Staab. Ganz offensichtlich hat ihr engagierter Wahlkampf (150km zu Fuß durch die Stadt) die Leute beeindruckt. Mir war nicht klar, dass sie auf einer Welle der Sympathie reitet. Dieses Ansehen hat sie in der Anhörung zwar nicht weiter vermehren können, aber sie hat es gehalten.

Mein persönliches Fazit
Inhaltlich gab es kaum Differenzen zwischen den Kandidaten, und wo doch, konnte mal der eine, mal der andere überzeugen. Am meisten haben mich seltsamerweise die Argumente und Ideen von Herrn Scheerer überzeugt. Er hatte durchaus gute Ansätze und sprach mitunter klareren Text als andere. So sagte er z.B. zur Einkaufssituation hier in Walldorf: „Wir erleben die Amerikanisierung unserer Innenstädte.“ Auf deutsch: Der Kampf ist verloren. Und wer etwas anderes sagt, traut sich nicht, dem Wahlvolk die Wahrheit zuzumuten: Wir Walldorfer sollten froh sein, wenn es gelingt, die Wieslocher Innenstadt als nahegelegene Einkaufsgegend zu erhalten. Was dort nicht zu bekommen ist, muss man sowieso in Mannheim kaufen oder gleich bei Amazon. Das ist Fakt und durch Lokalpolitik nicht zu ändern, denn wenn die Leute nicht kaufen, nützen auch subventionierte Ladenlokale auf Dauer nichts. Mit demselben Anspruch wie eine belebte Ladenmeile in der Hauptstraße könnte ein Bürgermeisterkandidat einen wunderschönen Sommer im nächsten Jahr versprechen. (Zur Ergänzung: Weisbrod sprach sich für Subventionen aus, Staab und Bubel äußerten so vage wie möglich ihre Ratlosigkeit.)
Herr
Scheerer sagte noch mehr kluge Dinge. Nur: Er ist der falsche. Ich mag diesen Politikertyp nicht, den er verkörpert, und ich vertraue ihm nicht. Da kann er noch so sehr die richtigen Argumente bringen.
Über Herrn
Weisbrod habe ich mich ja schon klar geäußert. Der Abend hat meine Eindrücke nicht verändert. Er wird polarisieren, und wenn er sich noch so sehr um Verbindlichkeit bemüht. Das sitzt zu tief drin.
Frau
Staab war gut. Wirklich ok, aber nicht mehr. Sie blieb unter ihren Möglichkeiten. Nun, hohe Erwartungen sind ja auch schwer zu toppen. Ich führe das darauf zurück: Der Wahlkampf geht schon so lange, und man gewöhnt sich an so vieles. Als wir Frau Staab seinerzeit einluden, gingen wir sogar davon aus, sie sei ein Underdog. Das hat sich geändert: Sie ist weiterhin eine beeindruckende Persönlichkeit, aber jetzt in der Favoritenrolle.
Inhaltlich war sie aber natürlich sehr zurückhaltend, wurde nur ganz selten konkret. Sie möchte wohl so wenige Wähler wie möglich verprellen, und man muss ihr schon vertrauen und zutrauen, dass sie außer dem ‚Everybody’s Darling‘ auch noch andere Facetten wird anbieten können. Am besten fand ich ihre Äußerung zur Metropolregion Rhein-Neckar, weil sie darin den europäischen Maßstab sieht: Diese Regionen wollen starke Gemeinschaften innerhalb der europäischen Union sein. Alle anderen Kandidaten, v.a. Weisbrod und Scheerer haben vorwiegend die Walldorfer Innen- und bestenfalls die Regionalpolitik in Bezug auf Wiesloch vor Augen; Frau Staab denkt in größeren Maßstäben. Das kann Walldorf voranbringen.
Der neue Underdog ist Herr
Bubel. Er saß nicht nur auf dem Podium genau zwischen Frau Staab und Herrn Scheerer. Denn er verbindet am ehesten die Freundlichkeit der einen mit der Klarheit des anderen. Nur leider: Trotz aller Bemühungen in seiner Vorstellungsrede, Stärke und Entschlossenheit zu zeigen, kann man sich schwerlich vorstellen, dass ein Bürgermeister Bubel sich gegen den über Gebühr selbstbewussten Walldorfer Verwaltungsapparat und den mitunter nicht ganz offen agierenden Stadtratsfraktionen wird durchsetzen können.
Ich denke trotzdem: Er ist der neue Außenseiter, der als solcher Chancen gegen die Favoritin Staab hat.

Die Prognose
So sehe ich die Chancen auf das Bürgermeisteramt nach der Stichwahl am 19.12.: Staab 70%, Bubel 20%, Scheerer 10%, Weisbrod und Körber 0%.
UPDATE:
Auf der Homepage der Stadt sind aktuell die Vorstellung- und Schlussvorträge der Kandidaten auf Video zu sehen.
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Bürgermeisterinterviews

Vor der ‚Elefantenrunde‘ morgen abend kann man sich schon mal einstimmen mit kurzen Interviews im ‚Lokalmatador‘. Ich muss zugeben, diese Institution kannte ich bisher auch noch nicht. Das ist eine Website, offensichtlich auch mit TV-Programm, veranstaltet vom Nußbaum-Medien-Verlag aus St. Leon-Rot (sind das nicht die mit den Telefonbüchern?).
Kritischer Journalismus sieht anders aus. Aber das kann man auch über die Interviews der Rhein-Neckar-Zeitung sagen, wo in den letzten Tagen alle Kandidaten vorbeidefilierten. Alle bis auf den immer noch öminösen Herrn Büker, aber sogar der ansonsten ebenfalls kaum stattfindende Herr Körber fand sich ein. Bei Nußbaum kann man zwei Interviews online sehen: von Frau
Staab und Herrn Scheerer.
Sowohl im Web-TV wie auch in der Tagespresse wurde ein sehr gleicher Fragenkatalog abgearbeitet. Da will wohl niemand unangenehm nachbohren mit Fragen wie „Mögen die Mönchweilerer Sie, Herr
Scheerer?“ oder „Frau Staab, hätten Sie ohne Ihren Rücktritt vom Landeselternbeiratsvorsitz eine Chance auf eine landespolitische Karriere gehabt? Suchen Sie vielleicht hier eine Bewährung?“, oder: „Herr Bubel, Sie sind ein sehr netter Mensch. Vielleicht zu nett für die Walldorfer Hinterzimmerpolitik-Szene?“ bzw: „Herr Weisbrod, meinen Sie, Sie können alte Feindschaften, die Sie bisher in der Lokalpolitik gepflegt haben, nun als Bürgermeister überwinden?“, oder sogar: „Herr Körber, ist etwas dran an den Gerüchten eines Alkoholproblems?“. Die schönste Frage hätte sein können: „Herr Büker, gibt es Sie überhaupt?“
Stattdessen kamen Standardfragen, die aber eines deutlich machen können: Auch die Antworten ähneln sich sehr. Das ist auch nicht verwunderlich. Es geht Walldorf ja gut, viele Weichen sind erst einmal gestellt, nur an Feinstellschrauben kann (und muss!) gedreht werden.
Weil alle Bürgermeisterkandidaten sich also programmatisch kaum von einander absetzen können, sind die Personen umso interessanter. Nur die Videos herausgegriffen: Herr Scheerer gibt den baden-württembergischen Typus des aalglatten, aber dennoch bodenständigen Lokalpolitikers mit gepflegt demonstrierter Mundart: „Der Bürgermeischder, wo umsetzen muss.“ Frau Staab kommt sehr viel eleganter, im Vergleich fast elitär ‚rüber’, hat aber dennoch eine verbindlich Note.
Was besser bei den Walldorfern ankommt, wird sich zeigen. Jedenfalls wird das morgen ein spannender Abend - ich hoffe immer noch innig, der Wahlkampf bleibt sauber.
UPDATE:
Das Video-Interview von Herrn
Bubel ist auch online zu finden.
UPDATE 2:
Nun gibt es auch ein Interview von Herrn
Weisbrod.
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Wahlkampfargumente

Ich denke, Herr Weisbrod hat meine Stimme endgültig verloren.
Meine Befürchtung ist, dass er als Bürgermeister nicht integrierend wirken kann.
Ein weiteres Indiz, wenn es das gebraucht hätte, ist sein Umgang mit dem oft gehörten Argument gegen seine stärkste Gegenkandidatin, sie sei als Mutter eines Kleinkinds ungeeignet für das Bürgermeisteramt.
So schüttet auch er in seinem Wahlkampf Öl ins Feuer, indem er auf seiner Homepage und seinem jüngsten Flyer betont, man
solle ihn wählen, weil

„.
.. ich meine volle Arbeitskraft unserer Stadt widmen kann
Meine Kinder sind schon erwachsen oder sind es weitestgehend, in der wichtigen Kleinkind-Entwicklungsphase war ich als Hausmann immer für sie da. [...]“

Ein Schelm, wer dabei heraushört, dass die 42jährige Frau Staab sich besser um ihre einjährige Tochter kümmern solle.

Meine große Hoffnung ist, dass das Argument bei den Walldorfern am Ende doch nicht verfängt. Wenn sie sich gegen Frau Staab entscheiden würden, ok. Aber wenn das mit dieser verbohrten Begründung geschähe, würde es mir hier im Ort weniger gefallen als zuvor.

Nebenbei: Der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer, den Herr Weisbrod ganz offensichtlich
sehr schätzt (ich übrigens auch), hat auch eine junge Familie. Seine Frau ist Europaabgeordnete, und Herr Palmer hat vor kurzem Elternzeit genommen und während dieser Zeit an den Schlichtungsgesprächen in Stuttgart mitgewirkt...
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Ad-hoc-Noten


Ich habe mich ja nun entschieden, von Teachertool wieder zu meinen bewährten Excel-Tabellen zurückzukehren. Aber ein paar Ideen aus TT möchte ich gerne übernehmen. Z.B. finde ich es klasse, die Ad-hoc-Noten, die ich regelmäßig nach einer Stunde über die mündliche Mitarbeit mache, nicht erst auf meinen papierenen Sitzplan zu schreiben, sondern gleich ins elektronische Notensystem einzutragen, wo sie sofort verrechnet werden können.
Dazu habe ich mir zunächst einmal ein
AppleScript geschrieben, das entsprechend meinem Stundenplan sofort die richtige Notentabelle öffnet und in die erste leere Spalte springt. Dieses Progrämmchen verbirgt sich hinter einem hübschen, sinnigen Icon im Dock (links daneben ist übrigens das Icon des Scripts zu sehen, das die Trackpad-Klick-Umschaltung auslöst). Ich recherchiere noch, wie ich die Einprogrammierung des Stundenplans eleganter löse als in fest kodierten Variablenzuweisungen im Script-Programm selbst. Es gibt bestimmt Möglichkeiten, diese Daten in einer eigenen Datei auszulagern und zu Beginn des Scripts einzulesen.
Die Funktion des Scripts ist auch so perfekt. Heute am Sonntag findet es natürlich nichts und meldet korrekt: „Du hattest gerade keinen Unterricht.“
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Fanboys

Die letzte PR-Aktion von Apple hat im Netz viel Staub aufgewirbelt und damit einige Dinge deutlicher gemacht - klingt nach Widerspruch, ist es aber nicht.

Was ist passiert? Letzten Montag schalteten die Apple-Startseiten in allen Sprachen um auf eine Ankündigung für eine große Neuerung in iTunes am Dienstag Nachmittag. Die Spekulationen schossen hoch: Neuer Video-Streaming-Dienst, Musik-Abos, ... Dienstag nachmittag wurde der Vorhang gelüftet: Ab sofort kann man sämtliche Beatles-Alben online bei iTunes kaufen.

Die Reaktion ließ erstaunen. Viele waren nicht nur enttäuscht, sondern völlig entsetzt und spuckten ihren Ärger in den Kommentaren auf den einschlägigen Webseiten nur so raus. Nur wenige verstanden den Hype, den Apple um die Aktion gemacht hat. Soviel zum aufgewirbelten Staub.
Was klarer geworden ist: Apple ist nicht mehr Apple, Apple-Kunden sind keine Apple-Jünger mehr - oder wenn, dann aus anderen Gründen als früher. Das nennt man dann nicht mehr Jünger, sondern Fanboy.

Um die großartige Ankündigung zu verstehen, muss man nämlich die Vorgeschichte kennen. Steve Jobs hat in seiner Firma immer als mehr gesehen als nur einen Computerhersteller. Als solcher hätte Apple irgendwann in den 90ern nämlich aufgeben können, als der Kampf gegen das Intel-Microsoft-Kartell verloren schien. Aber Steve Jobs wollte die Welt verändern. Legendär ist die
Think different‘-Werbekampagne, die genau das ausdrückte: Wer Apple nutzt, steht für einen anderen Umgang mit der Welt und mit der Technik. Nicht zufällig war in dieser Kampagne auch das Bild von John Lennon zu finden. Jobs war immer schon Beatles-Fan und sah eine gewisse Geistesverwandtschaft zwischen Apple und den Fab Four.
Umso schwerer wurde der permanente Zoff zwischen Apple und den Beatles empfunden. Dieser ging um den Namen, weil das Musiklabel der Beatles ‚Apple Records‘ heißt. Es herrschte zunächst Frieden, als man sich einigte: Die Firmen ‚Apple Computers Inc.’ und ‚Apple Records‘ haben verschiedene Geschäftsfelder: Die eine Computer, die andere Musik.
Damit war es aber nach der Einrichtung des iTunes Music Stores (der von Anfang an nicht ‚Apple Music Store‘ heißen durfte) und der Erfindung des iPods vorbei. Folge war ein jahrelanger Streit vor Gericht, der erst 2007 beigelegt werden konnte.
Hinzu kommt, dass sich Apple Records und v.a. Paul McCartney lange gegen einen Online-Vertrieb der Beatles-Platten gewehrt haben.

Wenn man dies alles weiß, kann man verstehen, dass Apple jetzt eine große Sache aus dem Einzug der Beatles in den iTunes Store macht.
Die Reaktion auf die PR-Aktion zeigt also, dass offensichtlich nur noch wenige Apple-Kunden die Geschichte der Firma und der Idee hinter Apple kennen - und viele von ihnen inzwischen zu jung sind, um die Beatles zu schätzen.
Man kann nach meiner Einschätzung die Apple-Nutzer inzwischen in drei Kategorien einteilen:
1. Apple-Jünger, meist inzwischen ältere Männer, die immer schon einen Mac hatten, alleine schon aus Hass gegen Microsoft.
2. Apple-Kunden jeden Alters, die die Qualität der Produkte schätzen, aber keine übertriebene Emotion damit verbinden.
3. Apple-Fanboys, die mit iPod und iPhone aufgewachsen sind und Apple-Geräte als coole Statussymbole schätzen, aber gar nicht so richtig erklären können, warum diese Dinger cool sind.
Die Kritik an der iTunes-Beatles-Aktion zeigt, wie groß Gruppe 3 und wie klein Gruppe 1 inzwischen geworden sind.
Ich selbst zähle mich inzwischen zur Gruppe 2. „Schon klar, ...“, höre ich einige zweifelnd sagen. Aber ich denke, dass es stimmt: Ich halte Mac OS X und iOS für die beiden besten Betriebssysteme ‚on the planet‘, wobei Windows 7 wohl inzwischen aufgeholt hat und auch Android eine brauchbare Grundlage ist. Ich bin ein
Jonathan-Ive-Fan und finde das Design einfach nur super, wobei es durchaus auch schöne PCs gibt. Selten, aber es gibt sie.
Nur gibt es leider immer noch keinen anderen Computer- und Handyhersteller, der das Zusammenspiel von Hard- und Software so überzeugend hinbekommt wie Apple. Denn für die ‚User-Experience‘ ist entscheidend, wie ein Computer als Gesamtsystem funktioniert. Das ist für mich der ausschlaggebende Grund, dass nach und nach Apple-Geräte bei uns alles andere verdrängt haben.
Ich kann aber immer noch Verständnis für die Gruppe 1 aufbringen, so wie ich Nostalgie immer verständlich finde.
Aber ich hasse es, mit Gruppe 3 in einen Topf geworfen zu werden.
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nicht peinlich

Noch ist auch mein Votum nicht definitiv entschieden, aber einer hat immer weniger Aussichten auf meine Stimme. Zwar fand ich es sehr positiv, dass Herr Weisbrod auf meine nassforsche Kritik an den Startschwierigkeiten seiner Homepage („Ist Ihnen das nicht peinlich?“ ) überhaupt reagiert hat.
Aber ich musste zwei Tage lang über seine Antwort nachdenken, um dahinterzukommen, warum er sich für meine Begriffe mit dieser Antwort für das Bürgermeisteramt trotzdem disqualifiziert hat. Er schrieb nämlich deutlich, dass ihm das
‚keineswegs peinlich‘ sei.
Das überliest man leicht. Aber da wird eine sehr hemdsärmelige Haltung deutlich. Einem gewissen Klientel in diesem groß gewordenen Bauerndorf mag das auch imponieren, weil sie es als ‚Selbstbewusstsein‘ interpretieren. Und für die Walldorfer ‚Innenpolitik‘ sind das vielleicht gar keine schlechten Voraussetzungen.
Aber Walldorf hat auch noch andere Züge. Die Zugereisten machen mittlerweile auch einen großen Teil dieser Gemeinde aus, und ob die diese Art als bodenständig-positiv bewerten? Außerdem gibt es noch eine ‚Außenpolitik‘, denn Walldorf spielt keine unwesentliche Rolle in der Region, vielleicht sogar in der Landespolitik. Diese Rolle könnte sogar noch ausgebaut werden angesichts der Finanzkraft des Städtchens. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Frau Staab diesbezüglich Ambitionen hat (Gemeindetagspräsidentin?).

Die technische Panne an sich ist lässlich, das kann passieren. Ein „Ups, sie haben Recht, danke für die Nachricht“ wäre die angemessene Reaktion gewesen, und gut ist. Aber seine „überhaupt-nicht-peinlich“-Haltung finde ich unsensibel, in diesem Zusammenhang sogar alarmierend:
Würde ihm als Bürgermeister auch so wenig daran gelegen sein, wie er und seine Gemeinde nach außen auftreten? Mit einem solchen Bürgermeister könnte Walldorf noch so groß werden, es bliebe ein kleines Dorf.
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Bürgermeisterwahlkampf

Der Wahlkampf in Walldorf kommt allmählich richtig auf Touren. Man kann am Wochenende nicht mehr einkaufen gehen, ohne einem der Kandidaten vor einem der Walldorfer Supermärkte zu begegnen. Ich habe auch das Gefühl, das Engagement von Frau Staab hat die anderen in Zugzwang gebracht: Viele ziehen jetzt Klinken putzend durch die Stadt.
Herr
Weisbrod ist auch unter die Blogger gegangen: Seine Unterseite ‚News‘ scheint mir von Frau Staabs Erzählungen ihres Wahlkampfalltags inspiriert zu sein. Ich muss als Germanist feststellen, dass mir rein vom Stil her das Vorbild besser gefällt. Sein Name-Dropping wirkt doch sehr bemüht. Aber er spielt den Heimvorteil mit Engagement aus.
Noch eine „Literaturkritik“: Im letzten Walldorfer ‚Blättle‘ hatten drei Kandidaten je eine ganzsseitige Anzeige.
Herr
Weisbrod druckte die Textbausteine seiner Homepage ab.
Frau
Staab nutzte die Seite, um (über)deutlich zu machen, wie ernst sie die Sache meint. Die Großeltern würden mit nach Walldorf ziehen und die Kinderbetreuung mit übernehmen. Auch stünde sie so lange für das Amt zur Verfügung, wie die Walldorfer sie wählen. Natürlich muss sie immer wieder höhere, landespolitische Ambitionen dementieren. Aber ob es klug war vorzurechnen, dass sie das Bürgermeisteramt theoretisch 24 Jahre lang ausüben könnte? Das klingt nämlich fast bedrohlich...
Insofern erscheint nämlich Herrn
Bubels fortgeschrittenes Alter plötzlich fast als Vorteil. Er steht nur für eine Amtsperiode zur Verfügung, die ideale Interimslösung sozusagen. Überhaupt macht er dem Vernehmen nach eine immer bessere Figur: Alle, die mit ihm gesprochen haben, berichten von seiner Kompetenz. Seine ganzseitige Anzeige fand ich dagegen, hmm, seltsam: Er beschrieb Absätze lang, wie seine Familie die Plakate geklebt hat. Man stelle sich vor, dass Frau Staab davon erzählt hätte, wie ihre Kinder Pappständer kleistern ...
Insgesamt kam von den politischen Zielen der Kandidaten zu wenig ‚rüber‘. Am ehesten noch bei Herrn Weisbrod, aber auch dort noch zu allgemein. Vielleicht wollen sie ihr Pulver aufsparen für die ‚Elefantenrunde‘ am 25.11. in der Astoriahalle. Bin schon sehr gespannt.

Herr
Scheerer ist von den ernsthaften Kandidaten noch am Stillsten, bisher. Viele Leserzuschriften in der Schwarzwälder Presse äußern sich übrigens erleichtert über seinen geplanten Weggang aus Mönchweiler. An ihm werden besonders die persönlichen Ambitionen zu höheren Ämtern hervorgehoben. Das muss man nicht überbewerten, sollte man aber vielleicht zur Kenntnis nehmen.
Von Herrn
Körber immer noch keine Spur, nirgends, außer auf den Plakaten in der Stadt. Aus berufenem Mund erfuhr ich übrigens, dass die Walldorfer FDP nichts davon wusste, dass seine Plakatständer der St.-Leoner FDP gehören. Happy
Aber ein sechster Kandidat ist ins Rennen gestartet: Bei der
Gemeinderatssitzung vom 11.11. wurde noch ein Herr Karsten Büker, Diplom-Wirtschaftsingenieur aus Herford, zugelassen. Seltsame Sache, weil nirgendwo etwas über diesen Menschen und seine Verbindudng zu Walldorf zu finden ist.
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Air

Nach zwei Wochen mit dem neuen Computer sollte ich doch endlich auch mal drüber erzählen. Ein kompletter Testbericht wäre zu viel für diesen Blog - ich zähle ein paar Eindrücke auf.

Das Air mutet an wie die Aire: Das berühmte Kammermusikstück von J.S. Bach (eigentlich ‚Arie’ ) drückt schwebende Leichtigkeit mit Tönen aus - das MacBook ist ein himmlisch leichter Begleiter. Es wirkt so sanft und filigran. Ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass es eben weder Netbook noch Spielzeug ist. Es ist ein vollständig vollständiger Computer, in (fast) allen Daten besser als mein alter, und doch so klein: Zusammgeklappt so groß wie an A4-Blatt, und er wirkt fast so leicht und dünn. Aber er ist trotzdem äußerst robust: Die Unibody-Technik, mit der die beiden Hauptstücke des Gehäuses aus massiven Aluminium-Blöcken gefräst werden, lässt dieses schlanke Stück Technik haptisch wirken wie ein solides Metallbrett.
Ich kann gut verstehen, dass es über diesen Computer so gut wie keine Kritik in der Apple-Öffentlichkeit zu finden gibt.
Auch ich bin begeistert: Die Rechenleistung ist nicht top, aber sie wird mir lange hinreichen. Die Performance im Alltag ist nicht zuletzt dank der sehr schnellen Flash-Speichertechnologie beeindruckend: Programme sind sofort da nach dem Start. Die Batterieleistung ist tatsächlich sehr hoch. Ich komme damit fast über einen normalen Arbeitstag hinweg, brauche auf jeden Fall kein Netzteil mit in die Schule zu schleppen, egal was mir dort an Arbeit zukommt.

Besonders freue ich mich über das Geräuschbild, weil ich nach dem alten MacBook diesbezüglich erholungsbedürftig war. Beim Aufwachen aus dem Schlafmodus schnarrt kein CD-Laufwerk an, um nachzuschauen, ob ein Datenträger darin liegt. Und der Lüfter, das einzige bewegliche Teil am Air, dreht zwar laut Systemangaben immer auf ca. 2000 Touren, aber man hört ihn nur dann, wenn man den Boden des Gerätes rechts hinten unmittelbar ans Ohr hält. Wenn der Prozessor mal mit voller Leistung gefordert wird, beim Videoschnitt oder bei schlecht programmierten Flash-Webseiten, schraubt sich die Belüftung zwar hoch (und die Batterielaufleistung geht gewaltig zurück), aber das Summen bleibt angenehm sonor und ist in keiner Weise mit dem weißen MacBook-Fön vergleichbar.
Zum Geräuschbild passen auch die Lautsprecher. Sie klingen durch die Tastatur hindurch mit einem überraschend vollen Klang. Für kurze Klangbeispiele könnte das sogar zur Beschallung eines Klassenraums ausreichen.
Ebenso begeistert mich die Tastatur als solche. Sie ist nicht nur besser als die alte, sondern erstaunlicherweise sogar angenehmer als die USB-Tastatur auf meinem Schreibtisch. Ich denke, das ist die beste Tastatur zum flinken und präzisen Tippen, die ich je hatte.
Es sei denn, und damit kommen wir zu ein paar Nachteilen, der Laptop wird wirklich als Lap-Top benutzt, auf dem Schoß, v.a. mit über einander geschlagenen Beinen. Weil er nämlich so leicht ist, gerät er hier sehr leicht ins Kippeln.
Das kann einen ärgern, ist aber natürlich in Kauf zu nehmen angesichts des genialen Formfaktors, ebenso wie das relativ kleine Display. Hier haben die Apple-Ingenieure im wahrsten Wortsinn ‚Augenmaß‘ bewiesen. Denn das Display ist an der Grenze zu ‚zu klein‘, aber noch nicht darunter. Die Auflösung von 1366 Pixeln sorgt vor allem für genügend Arbeitsplatz. Trotzdem schließe ich den Computer natürlich gerne am 23“-Monitor über dem Schreibtisch an.
Und noch ein kleiner, aber lästiger Nachteil: Das Klicken des Trackpad-Tasters (es gibt ja keine extra Taste mehr dafür, sondern das ganze Trackpad ist als Taste programmierbar) ist relativ laut, wenn die Umgebung extrem leise ist. Weil ich aber die ‚Antippen-statt-Klicken‘-Funktion noch nie leiden konnte, habe ich mir ein kleines
Applescript gesucht, mit dem man im Bedarfsfall zügig umschalten kann zwischen Klicken und Antippen.
Was bezüglich der Alltagstauglichkeit natürlich noch abzuwarten bleibt, ist der relativ geringe Festplattenplatz. Von 500GB auf 128GB ist schon ein gewaltiger Schritt zurück. Nun, es war kein Problem, die großen Speicherfresser, v.a. Filme, zu finden und auszulagern. Aber bei Musik und v.a. bei Fotos wird es mir schwer fallen, zurückzustecken. Fürs erste ist aber jetzt mal alles eingerichtet, sogar mit einer virtuellen Festplatte für das Windows-Betriebssystem, und es bleiben aktuell noch 35GB Luft.
Ich bin absolut überzeugt, dass das der richtige Rechner für mich für die nächsten Jahre ist. Auch wenn ich das iPad-Konzept klasse finde, bin ich doch mit dem MacBook Air besser dran.
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Bürgermeister-Websites

Die Bürgermeisterkandidaten stellen sich alle unter anderem auf einer Webseite vor. Sehr interessant ist der Vergleich, wie dieses Medium eingesetzt wird.
Den den Blog von Frau Staab habe ich ja
bereits erwähnt. Auch ihre Seite war nicht sofort nach Beginn der Kampagne online, aber sehr schnell. Auch wenn dort unter ‚Politische Leitlinien‘ nur eine Ankündigung steht, ist der Blog sehr flott geschrieben und informativ.
Bei Herrn
Bubel hat es sehr lange gedauert. Jetzt ist sie da, aber derzeit immer noch recht dürftig - sie enthält nicht viel mehr als sein in die Briefkästen verteilter Flyer.
Herr
Scheerers Seite war am Anfang auch äußerst dürftig. Interessanterweise hat er eine Kommentarfunktion, die allerdings bisher keine Reaktionen auslöste - bis auf eine, die die sehr allgemein gehaltenen Informationen bemängelte. Danach äußert sich Herr Scheerer jetzt auch konkreter zu einigen Themen.
Den Vogel schoss jetzt Herr Weisbrod ab. Sehr lange dauerte es, bis seine Plakate hingen. Auf einer
Unterseite der Grünen-Fraktion des Walldorfer Stadtrats war lange Zeit die einzige Internet-Informationsquelle zu seiner Bürgermeisterkandidatur versteckt. Erst jetzt gibt es die Seite www.wilfried-weisbrod.de, und man kann sich überlegen, was weniger peinlich ist: Keine Seite zu haben, oder eine halb fertige Seite online zu stellen? Jedenfalls begrüßt er seine Leser so:

Viele der übrigen Seiten tragen ebenfalls Platzhaltertexte.
Die Seite trägt den schönen, fast freudschen Verschreiber im Titel:

Ganz offensichtlich hat Herr Weisbrod oder seine Agentur die Seite schon online geschaltet, bevor sie ganz fertig war.
Vom fünften Kandidaten, einem Herrn Körber, konnte ich bisher im Netz so gut wie gar nichts finden, vor allem keine eigene Seite.

Das alles sagt sicher nicht unbedingt etwas über die Qualitäten aus, die ein Bürgermeister mitbringen muss. Auch nicht über die Inhalte, für die die Kandidaten stehen. Der Vergleich der Internetauftritte sagt aber etwas aus über die Professionalität, mit der die Bewerbung um das Amt betrieben wird.

NACHTRAG:
Am Samstag, also zwei Tage später, war die Seite dann fertig. Auf meine Nachricht, in der ich auf die fehlerhafte Seite aufmerksam gemacht habe, hat Herr Weisbrod zügig und sehr freundlich via eMail reagiert.
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Bürgermeisterkandidaten

Wie die Wettbewerbslage genau ist, ist nicht klar zu erkennen. Nach meinem Wissen sind fünf Kandidaten angetreten, zwei davon scheinen sofort als Zählkandidaten auszuscheiden. Ernsthafter Bewerber ist sicher der SPD-Kandidat Scheerer. Aber von den verfügbaren Informationen, z.b. auf seiner Website, haut er einen nicht vom Sockel. Ich kann gut verstehen, dass er ein Interesse hat, hier Bürgermeister zu werden und evtl. von hier aus weitere politische Ämter (Abgeordneter?) anzutreten. Aber was wir hier in Walldorf davon haben sollten, ausgerechnet ihn zu wählen, wird nicht wirklich deutlich.
Sehr ernst zu nehmen ist sicher Herr Weisbrod von den Walldorfer Grünen. Aber ich weiß z.B. bisher nicht einmal, wie er aussieht. Bzw. nun weiß ich es doch, weil ich ihn gerade
ergoogelt habe, was aber auch nicht sehr ergiebig war. Er hat bisher in Walldorf nicht einmal Plakate aufhängen lassen. Ist er seiner Sache so sicher, oder betreibt er sie im Gegenteil doch gar nicht ernsthaft?
Zwar hat er in der Vergangenheit als Stadtrat sehr viele, auch wichtige Diskussion hier angeregt, beispielsweise durch die völlig berechtigte Initiierung von zwei Bürgerentscheiden (Astor-Halle und Ärztehaus). Aber andererseits polarisiert er stark und trägt vermutlich eher dazu bei, die starren Walldorfer Strukturen zu festigen als sie zu lockern.
Aber dennoch: Er ist Walldorfer, und das ist für viele alleine schon ein Grund, ihn zu wählen, völlig egal, was die auswärtigen Kandidaten an Qualitäten mitbrächten. Dieses Argument gegen Frau Staab halte ich für genauso unsinnig wie die hier oft zu hörende Ansicht, man könne eine vierfache Mutter, deren jüngstes Kind zudem noch gerade mal ein Jahr alt ist, doch nicht ins Bürgermeisteramt wählen, weil sie zu ihren Kindern gehöre. Ernsthaft, das wird hier so laut und so deutlich gesagt, vor allem von Frauen selbst. Andererseits steht die örtliche CDU offensichtlich hinter Frau Staab - hoffentlich haben Angela Merkel und Ursula von der Leyen sogar hier im groß gewordenen Bauernkaff genug bewirkt, dass sich diese dumpfbackige Haltung nicht durchsetzt.
Nein, nach gestern Abend spätestens bin ich überzeugt, sodass Frau Staab unserem Städtchen hier gut tun würde. Ich würde mich freuen, wenn ein bisschen frischer Wind nach Walldorf hinein wehen könnte.
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Staab II


Gestern abend fand die angekündigte Diskussionsrunde tatsächlich statt. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Frau Staab (r. im Bild) ist ja gerade auf einem langen Fußmarsch durch Walldorf - ihr Blog darüber, den sie tatsächlich selbst verfasst, wie sie versichert hat, ist übrigens wirklich schön geschrieben - und wir sind auch schon erwähnt. Dabei versucht sie, so viele Bürger wie möglich direkt anzutreffen, um sich vorzustellen. Daher fand sie die Gelegenheit auch selbst interessant, gleich zwei Handvoll Familien auf einmal und ausführlicher ansprechen und kennenlernen zu können. Es gab eine sehr angeregte, teils auch lustige Diskussion über politische Themen in Walldorf (Schule, Verkehrssituation, Einkaufsmöglichkeiten), über typische Walldorfer Denkstrukturen (Wieslocher und Roter Feindbilder...), über Frauen in politischen Ämtern und vieles mehr.
Ich habe den Eindruck, die Frau konnte einige neue Leute für sich einnehmen. Wir waren alle beeindruckt von der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Ziel, hier Bürgermeisterin zu werden und die Interessen der Stadt und der Bürger danach auch politisch zu vertreten, verfolgt. Sie kommt zwar von außen und kennt die eingefahrenen Strukturen hier nicht aus langer Erfahrung, aber sie hat als erfahrene Gremiumspolitikerin einen guten Blick für ebendiese Strukturen, und sie erweckt den Eindruck, dass sie mit einer sehr freundlichen, aber standfesten Art aufzutreten auch gegen verkrustetes Denken im Rathaus ankommen kann. Auch wirkte sie sehr authentisch: Sie will offensichtlich wirklich auf absehbare Zeit in Walldorf leben und tätig sein und strebt nicht nach höheren Ämtern in der Landespolitik. Gewählt wäre sie für acht Jahre, und in diesem Zeithorizont kann man sich zumindest darauf verlassen, dass sie das Geschäft hier ernst nehmen will. Ich finde es auch fair zu sagen, dass sie nicht versprechen kann und will, auf ewig hier zu bleiben - wobei das vielleicht sogar so kommen könnte.
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