Briefwechsel

EIn sehr interessantes Internet-Projekt ist der Briefwechsel von Goethe und Schiller. Vermutlich kann man den auch beim Gutenberg-Projekt und an tausend anderen Stellen finden. Aber dieser Blog veröffentlicht ihn in Echtzeit. Exakt 215 Jahre nach der Verfassung werden hier die jeweiligen Briefe erscheinen, von 1794 bis 1805 bzw. von 2009 bis 2020.
Es wird sicher nicht reichen, das schnelllebige Netz zu entschleunigen.
Aber mich tröstet das, wenn ich mir zwischendurch auch schon mal denke, ich blogge eigentlich zu wenig: Den nächsten Brief wird Schiller in drei Wochen schreiben.
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Arbeitszeitgedenktag

Es gibt den Steuerzahlergendenktag, eine interessante Erfindung des mir ansonsten sehr suspekten Bundes der Steuerzahler: Bis zu einem bestimmten Tag im Jahr (meist Anfang Juni) arbeiten alle für den Staat, danach erst beginnt die Arbeit für das eigene Portemonnaie. (Dabei wird IMHO immer polemisch außer Acht gelassen, dass der Staat ja nicht egoistisch handelt, sondern zahlreiche Einrichtungen unterhält, von denen die Steuerzahler direkt und in hohem Maße profitieren - Schulen zum Beispiel).
Anyway, vor kurzem war mein mein persönlicher Netto-Tag, von dem mein Arbeitszeit-Abrechnungs-Spreadsheet mir kündete:

1804 Zeitstunden sind vollbracht (gerechnet von August bis August) - ab jetzt mache ich Überstunden.

Zum Hintergrund ein Zitat aus einer offiziellen Verlautbarung des Kultusministeriums:
Jahresarbeitszeit
[...]. Bei einer für alle Beamtinnen und Beamte geltenden wöchentlichen
Arbeitszeit von 41 Stunden ergibt sich unter Berücksichtigung von Urlaub (6 Wochen) und Feiertagen eine Jahresarbeitszeit von 1804 Zeitstunden. Diese Jahresarbeitszeit einer Lehrerin oder eines Lehrers von 1804 Zeitstunden ist Basis aller zu erledigenden Aufgaben. [...]
(Quelle:
Landtag BW)

Vermutlich liege ich damit im Schnitt des Lehrerkollegiums, ist meine Schätzung. Ich kenne einige Lehrer, bei denen dieser Stichtag sicher deutlich früher im Jahr erreicht wurde. Es gibt natürlich auch solche Kollegen, bei denen ich vermute, dass ihr fiktiver Stichtag für dieses Jahr im nächsten Schuljahr läge. Winking
Ich jedenfalls zähle seit etwa drei Jahren meine Arbeitszeit und komme immer auf ca. 110% - das finde ich in einem Akademikerberuf mit halbwegs vernünftiger Bezahlung und sicherem Arbeitsplatz ok, auch wenn sicherlich schon die Grundbelastung mit 41 Wochenstunden recht hoch ist.
Die Streuung im Lehrerberuf ist relativ groß, in NRW kam man angeblich mal auf eine Bandbreite von 1200 bis 2400 Jahresstunden. Aber dennoch ist das 1804-Stunden-Modell eigentlich eine gute Sache. Man sollte es nur noch stärker kommunizieren, denn das alte Vorurteil mit den 12 Wochen Ferien hält sich hartnäckig.
Übrigens, ceterum censeo: Ich halte dennoch eine Senkung des Wochendeputats (und des Klassenteilers) für unbedingt notwendig! Wir sollten nicht 25, sondern wieder 23 Unterrichtsstunden pro Woche haben - nicht damit wir weniger arbeiten müssen, sondern damit wir unsere Arbeit besser machen können. Das bedeutet nämlich weniger Klassen und weniger Schüler, auf die man dann seine Arbeitszeit und -Energie konzentrieren kann.
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N95 wieder da

Wenn diese Überschrift wunderlich wirkt, dann liegt das an der Vorgeschichte.
Ich habe nämlich zuerst den folgenden Eintrag verfasst unter der Überschrift
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N95 weg
Mein N95 ist verschwunden. Und zwar völlig, es klingelt nirgends.
Ich kann noch genau rekonstruieren, dass ich es gestern mittag beim Einsteigen ins Auto auf einem Parkplatz in Walldorf noch in der linken Hand hatte. Danach verliert sich die Erinnerung. An ein Vorhandensein des Geräts irgendwann nachmittags kann ich mich nicht mehr erinnern.
Dass ich das Ding irgendwo zu Hause oder im Auto liegen lasse, kommt schon mal vor. Außer Haus passiert das eigentlich nie, denn ich packe es instinktiv immer in die Tasche.
Aber wenn ich es anrufe, um es irgendwo unter einem Kissen wiederzufinden, warum geht sofort die Mailbox ran?
Da gibt es im Grunde nur drei Möglichkeiten.
  • Batterie leer: Kann nicht sein. Die wurde in der Nacht zuvor geladen, und keine batteriesaugenden GPS-Apps liefen.
  • Das Ding liegt im Funkloch: Kann auch nicht sein. Hier in Walldorf ist die Netzabdeckung lückenlos. Bleibt eigentlich nur:
  • Geklaut. Ich habe es vielleicht beim Einsteigen aus der Tasche verloren, und der Finder hat die Sim-Karte herausgeholt und seine eigene hineingesteckt.
Diesem Finder, falls er das liest (was leider sehr unwahrscheinlich ist), wünsche ich einen kompletten Zahnausfall. Alle Zähne mögen dir ausfallen bis auf einen: für Zahnschmerzen.
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Und jetzt muss ich die Liste noch ergänzen:
  • Unterm Sofa, abgestürzt im doppelten Wortsinn.
Warum es komplett aus war und ergo nicht klingelte, kann mich mir nicht erklären. Jedenfalls hat mein Sohn es heute gefunden, und alle waren glücklich.
Dem unbekannten und nicht existenten, aber grundlos verdächtigten Dieb gegenüber, dem ich so üble Sachen gewünscht habe, habe ich nun ein schlechtes Gewissen...
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Abiturrede

Gelungene Abiturreden sind selten. Ich war diesmal nicht dabei und könnte daher nur vom Hörensagen urteilen, das lasse ich lieber.
Jedenfalls würde ich potentiellen Abiturrednern (und sicher auch Festrednern aus der Lehrerschaft) gerne dies hier vorführen.

(Gefunden habe ich es in einem sehr beeindruckenden
Schülerblog.)
Witzig, geistreich, rührend, genau richtig.


(Vielleicht sollte man wissen, wer Ellen DeGeneres ist; ich wusste es zufällig bereits vorher.)
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