Stundenplan

Eröffnungskonferenz

Heute hatten wir unsere Eröffnungskonferenz, in mehrerer Hinsicht ein bemerkens- und bloggenswertes Ereignis.
1. Zum ersten Mal seit Sandhäusergedenken fand die Konferenz noch in den Ferien statt. Die Greisen wissen noch zu berichten, dass dunnemals die Schüler am ersten Schultag um 10 oder so für eine Klassenlehrerstunde kamen, der Unterricht begann erst am Dienstag. Nachdem dieser programmierte Unterrichtsausfall nicht mehr tolerabel war, konferierten wir montags um 7 Uhr morgens und begrüßten die neuen Kollegen ganz flink, damit um 7:45 Uhr die erste Stunde stattfinden konnte. Dass die Kollegen diesmal die Verlegung auf den letzten Ferien-Freitag ("Ich will die Nachsaisonpreise noch ausnutzen!") akzeptierten, lag eigentlich nur an der historischen Konstellation: Schulleiter und Stellvertreter sind gleichzeitig neu an der Schule. Da reichen 45 Minuten für die Konferenz unmöglich aus.
Ergebnis: Die Atmosphäre war sehr gut. Man traf sich recht gut gelaunt um halb 11, tagte ab 11, trank ab halb 1 ein Gläschen Sekt und ging palavernderweise ins Wochenende über, bevor am Montag der Schulalltag kommt. Ich wage die Voraussage: Der Konferenztermin bleibt.

2. Wie schon gesagt: Zwei neue Schulleiter. Alle waren sehr gespannt, wie sie das Schuljahr beginnen würden. Ich konnte das neue Führungsteam ja schon in den Ferien erleben und war umso gespannter auf die Reaktion. Nichts wirklich Großes, aber doch einige Kleinigkeiten machte der Neue anders als sein Vorgänger. Die beiden sind ja auch durchaus verschiedene Charaktere. Ohne ins Detail zu gehen: Das Kollegium scheint positiv gespannt und hoffnungsvoll gestimmt zu sein.

3. Die Stundenpläne sind ja immer ein großes Thema. Wir waren auch gespannt auf die Reaktion auf
unsere Ferienarbeit. Auch dieser Aspekt des heutigen Tages überraschte positiv: Erstaunlich viele Kollegen, eigentlich fast alle, sogar einige der 'üblichen Verdächtigen' lobten die Pläne. Ich hatte schon während der Arbeit an den Plänen ein gutes Gefühl, aber man weiß ja nie, wo manche Lehrer noch Grund zur Beschwerde finden. Jedoch hat das Gefühl nicht getäuscht, und unsere Herangehensweise hat sich ausgezahlt: Kam der alte Stundenplanmacher, bei dem ich letztes Jahr quasi in die Lehre ging, noch von der althergebrachten Stecktafel her und behandelte den Computer bei der Planung nur als ein Hilfsmittel, dessen Ergebnis dann aufwändig händisch in die richtige Form gebracht werden musste, so verließen wir uns diesmal viel stärker auf den Computer als echtes Werkzeug. Wir steckten sehr viele Gedanken in die Vorgaben für die Rechnung, vor allem die Formulierung der Zeitwünsche und der Gewichtungen der einzelnen Aspekte. Außerdem machten wir mehrere Rechenversuche, um die Auswirkungen dieser Gewichtungen zu testen. Das Ergebnis war dann schon ein recht guter Plan direkt aus dem Computer, an dem gar nicht mehr so viel von Hand zu schieben war wie letztes Jahr.

Noch zwei weitere Aspekte brachten Ruhe in die Stundenplansache: Wir hatten die Pläne schon vor ein paar Tagen im moodle-System veröffentlicht, und computerkundige und -fleißige Kollegen hatten sie dort schon eingesehen. Das nahm für viele etwas von der Anspannung weg. Außerdem hat die Schulleitung vorgegeben, dass eventuelle Änderungswünsche gesammelt und dann geschlossen und in Ruhe bearbeitet werden, während der aktuelle Plan auf jeden Fall in den ersten Schulwochen gilt. Damit wird vermieden, dass die Bittsteller Schlange stehen müssen. Und natürlich auch viele vorschnelle Fehlentscheidungen, die sonst auch noch für böses Blut sorgten.
Das Schuljahr kann also kommen.
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Stundenplankampagne

Die erste Phase der Stundenplankampagne 2009 ist gelaufen. Wir haben allen Unterricht, der stattfinden muss, in den Computer eingegeben, sodass die Maschine jetzt rechnen kann und uns einen Plan serviert, den wir dann händisch optimieren werden.
Wir haben sicher ein bis zwei Tage dadurch verloren, dass wir uns in ein neues Programm einarbeiten mussten, das die Kurszusammenstellungen für die Jahrgangsstufe 12 optimieren sollte. Es hat sich aber gelohnt: Dafür haben bis letztes Jahr zwei Kollegen zusammen eine ganze Woche gebraucht, und das Ergebnis war längst nicht so gut.
Aber nicht nur dies war eine langwierige Sache. Obwohl ich das ja letztes Jahr auch schon mitgemacht habe, war ich überrascht, wie viel Vorarbeit und wie viele Vorentscheidungen nötig sind, bevor der eigentliche Plan überhaupt angedacht werden kann. Wir haben, obwohl diesmal zu dritt, dafür wirklich 10 Tage gebraucht.
Einen kleinen Aspekt greife ich mal heraus, um das zu verdeutlichen. Wir wollten möglichst viel Unterricht, der nur eine Wochenstunde hat, halbjährlich zweistündig stattfinden lassen, z.B. statt jeweils eine Stunde Musik und Kunst in der sechsten Klasse lieber im ersten Halbjahr zwei Stunden Musik und im zweiten zwei Stunden Kunst. Das klingt ja gut und einfach, aber da hängt ein Rattenschwanz dran. Am besten ist, wenn das schon bei der Deputatsplanung so vorgedacht ist: Der Musiklehrer Mozart und die Kunstlehrerin Picasso bekommen je zwei sechste Klassen, dann kann man einfach tauschen: 1 Hj. hat Frau Picasso die 6a, im 2 Hj. die 6b, Herr Mozart genau umgekehrt. Dann aber mussten wir feststellen: Wenn wir in der 8. Klasse Bio mit Religion tauschen wollen, die beide einstündig sind, geht das genau nicht: Der katholische Relilehrer Papst darf nicht zwei achte Klassen haben, weil aller Reliunterricht der Stufe zur gleichen Zeit stattfinden muss. Es gibt nämlich je zwei katholische und evangelische, aber nur eine Ethik-Gruppe. Wir können diese Relischiene natürlich zweistündig im 1. Hj machen dann im 2. Hj durch eine Doppelstunde Bio ersetzen. Aber das funktioniert nur dann, wenn die Lehrer gerade nicht mehrere Klassen der Stufe im Deputat haben, ganz im Gegensatz zum Beispiel der sechsten Klassen von eben.
Das kann der Schulleiter, der traditionell das Deputat festlegt, gar nicht alles im Vorhinein bedenken. Wenn man dann auch noch die ausgeglichene Belastung der Lehrer im Blick haben will, dass sie möglichst nicht im zweiten Halbjahr vier Stunden mehr haben als im ersten, dann ist klar, dass wir da eine Menge grübeln und herumschieben mussten und auch noch Klassenzuweisungen ändern, bevor alles halbwegs funktionierte.
Aber in einer Punktlandung am letzten Freitag waren wir soweit, dass auch das Stundenplanteam in wohl verdiente drei Wochen Ferien gehen kann.
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Seitenwechsel

Gestern habe ich zum ersten Mal eigenverantwortlich den Vertretungsplan gemacht. Zum Glück war nichts Katastrophales vorgefallen und alle Entscheidungen fielen recht leicht - für den Stellvertretenden wäre das langweilige Routine gewesen. Aber als ich Elftklässlern verkündete, dass sie tatsächlich jetzt zwei Freistunden haben, fühlte ich mich schon seltsam, als täte ich etwas, das ich nicht dürfe. Aber ich denke, ich werde mich daran gewöhnen, dass genau das jetzt zu meinem Job gehört.
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Stundenplanemotionen

Am Freitag bin ich ja schon ausgebüxt, aber heute konnten wir nicht entfliehen.
Wenn die Kollegen ihren Stundenplan zum ersten Mal sehen, ist es für das Stundenplanteam ratsam, nicht anwesend zu sein. Vieles des ersten Entsetzens legt sich nach ein wenig Schlaf übers Wochenende wieder.
Aber was am Montag noch übrig blieb, hat mir bei weitem gereicht.

Zuerst mal positiv: Wir bekamen von vielen einiges Lob und vielen Dank. So ganz genießen konte ich das dann aber auch nicht, denn nicht in allen Fällen lag es an uns. Der Plan fiel auch oder vielleicht gerade ohne unser Zutun für eine Reihe Kollegen sehr angenehm aus. Nun gut, in manchen Fällen weiß ich aber auch, dass wir wirklich gute Arbeit zum Wohl der Schüler und der Kollegen gemacht haben - ich versuchte dann, das Lob auf diese Fälle umzumünzen.

Aber ich habe auch Reaktionen erlebt, unfassbar. Nicht, dass ich nicht gewarnt worden wäre, aber ich habe diese Warnungen doch nicht glauben können - sie sind aber nicht untertrieben gewesen.
EinE KollegIn beschwerte sich über eine Doppelhohlstunde: 1./2. Stunde Unterricht, 3./4. Stunde frei, 5./6. Stunde Unterricht. Alleine schon über die Nachfrage war ich erstaunt. Ist nicht offensichtlich, dass wir versucht haben MÜSSEN, daraus einen zusammenhängenden 4-Stunden-Vormittag zu machen, aber offensichtlich gescheitert sind? Die allermeisten Lehrer finden das sicher normal und haken gar nicht erst nach. Nicht so besagtE KollegIn.

Das Gespräch verlief etwa so:
Ich: Manchmal ist leider nichts zu machen. Aber seien Sie froh, andere hat es noch weit schlimmer erwischt. Eine Doppelhohlstunde als schlimmster Punkt an einem Stundenplan, das ist doch zu verkraften.
K: Kommen Sie mir nicht mit anderen! Das muss man doch besser hinbekommen! Ich schaue nach langen Jahren der Enttäuschung nur noch auf mich.
Ich: Ja, aber es kommt doch auch darauf an, dass es von der Klasse her geht und von den Plänen der anderen Lehrer. Ich kann jetzt gerade nicht die Einzelheiten aus meinem Gedächtnis zaubern, aber ich bin sicher, dass wir das Bestmögliche versucht haben.
K: Das kann doch wohl nicht wahr sein! Eine doppelte Hohlstunde hätte man doch irgendwie vermeiden können!
Ich: Ok, also schauen wir mal hin. Die eine Doppelstunde ist auf einer Oberstufenschiene, die ist festbetoniert, nichts zu machen. Die andere bei den 5ern könnte man theoretisch verschieben. Aber ich bin sicher, dass wir das probiert haben. Da muss etwas im Weg gelegen haben. Wenn die Schüler zum Beispiel in der 3./4. Stunde Sport haben, können wir wegen der Hallenbelegung nicht mehr schieben. Dann kann man einfach nichts machen.
K: Sport? Ob und wann die Sport haben, interessiert mich nicht.

An der Stelle hätte ich dann sagen müssen: „Danke für das Gespräch.“, und gehen. Habe ich natürlich nicht gemacht. Aber es ist schon interessant, dass manche Lehrer wirklich Einzelkämpfer sind, die nicht im Mindesten im Blick haben, dass wir in einem Team aus 90 Kollegen und 1100 Schülern arbeiten. Der weitaus größere Teil der Lehrerschaft ist durchaus anders gestrickt, aber ein paar einzelne passen doch in das negative Lehrer-Klischee.
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Stundenplan

Seit diesem Schuljahr arbeite ich mit beim Stundenplanteam. Das ist eine sehr interessante Erfahrung, die ich gerne vielen Kollegen einmal wünschen würde. Der Dank für die viele Mühe sagt sich in der Eröffnungskonferenz immer leicht und mit artigem Beifall, und die Kollegen wissen auch alle Bescheid, dass sich die Sommerferien für die Plantüftler erheblich verkürzen, und wissen das hoffentlich auch zu schätzen. Aber was wir dort für Entscheidungen treffen müssn und mit welcher Sorgfalt wir verschiedene Varianten durchdenken, bevor wir uns für eine entscheiden, das wird, dies unterstelle ich mal einfach, von den allermeisten unterschätzt. Viele sehen am Ende nur ihren Plan und den ihrer Klasse und wundern sich, wie man so blöde Pläne zimmern kann, denn es ist ja offensichtlich, dass...
Herr Rau hat mich auf den Gedanken gebracht, dass es in der Schule ein sehr gutes Projekt wäre, wenn alle mal in andere als ihren eigenen Bereichen hineinschnuppern könnten. Bei meinem Ausbildungsbetrieb in den 80ern gab es das innerhalb des Kaizen-Projekts (eine Variante dessen, was heute QM, Qualitätsmanagement heißt). Das würde viel Verständnis wecken und viel Ärger verhindern. Aber leider gibt es dafür nicht die nötigen Ressourcen bzw. die Kollegen werden wenig Willen zu mehr Engagement aufbringen.
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