Seitenwechsel

Gestern habe ich zum ersten Mal eigenverantwortlich den Vertretungsplan gemacht. Zum Glück war nichts Katastrophales vorgefallen und alle Entscheidungen fielen recht leicht - für den Stellvertretenden wäre das langweilige Routine gewesen. Aber als ich Elftklässlern verkündete, dass sie tatsächlich jetzt zwei Freistunden haben, fühlte ich mich schon seltsam, als täte ich etwas, das ich nicht dürfe. Aber ich denke, ich werde mich daran gewöhnen, dass genau das jetzt zu meinem Job gehört.
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Forscherdrang


Aufgrund eines Bruchs der Vorderradaufhängung ist der ferngesteuerte Traktor inzwischen ein wirtschaftlichert Totalschaden. Was machen Papi und sechsjähriger Sohn? Sie nehmen die Kiste bis zur letzten Schraube auseinander. Interessant, wie das Ding konstruiert ist, wie die Servomotoren die Räder und die Lenkung antreiben, und wie viel doch verschraubt und nicht verklebt ist.
Die Räder und die Figur ganz hinten werden aufgehoben für irgend welche Basteleien. Der Rest ist leider Schrott.
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Bueb II

Nach dem ‚Lob der Disziplin‘, das ich damals mit großer Genugtuung gelesen habe, hat Bernhard Bueb, ehemals Schulleiter in Schloss Salem, ein neues Buch über Schule geschrieben und seine Ideen im Spiegel-Interview erläutert. Wieder muss ich zugeben, dass ich sehr beeindruckt bin und den überwiegenden Teil seiner Äußerungen spontan unterschreiben würde. Offensichtlich geht es im Wesentlichen um zwei Thesen:
  • Wir bräuchten eine Ganztagsschule mit ganzheitlicher Erfahrung, in der die Lehrer morgens Deutsch lehren und nachmittags mit denselben Schülern kicken oder Drachen basteln.
  • Schulleiter sollten weniger verwalten müssen, sondern sich mehr um ihre Lehrer kümmern können. Personalgespräche, Zielvereinbarungen, konkrete Stärkung und Stützung. Sie sollten ihre Lehrer gut führen, damit die ihre Schüler gut führen können. ‚Faule Säcke’ müssen zur Not weggeekelt werden.
Wie schon beim Lob der Disziplin wird aber die Streitschrift spalten. Damals hat mich auch geärgert, dass das Buch offensichtlich schon wegen des Titels kritisiert wurde: Wir bräuchten nicht mehr Disziplin, sondern mehr Liebe. Hätten die Kritiker das Buch (gründlicher) gelesen, wäre ihnen klar, dass diese Pseudo-Gegenthese Buebs Ideen gar nicht trifft, weil er immer die Liebe zum Kind als die Grundlage allen pädagogischen Handelns beschreibt.
So wird auch jetzt schon kritisiert, dass Bueb seine Forderung nicht als ‚Management‘ bezeichnet, sondern den alten, von den Nazis missbrauchten Begriff ‚Führung‘ verwendet. - Nun ja, wenn es keine besseren Argumente gegen Bueb gibt, dann wird er wohl Recht haben mit seinem Ansatz. Die Kultusminister sollten sich mal ins Zeug legen.
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Stundenplanemotionen

Am Freitag bin ich ja schon ausgebüxt, aber heute konnten wir nicht entfliehen.
Wenn die Kollegen ihren Stundenplan zum ersten Mal sehen, ist es für das Stundenplanteam ratsam, nicht anwesend zu sein. Vieles des ersten Entsetzens legt sich nach ein wenig Schlaf übers Wochenende wieder.
Aber was am Montag noch übrig blieb, hat mir bei weitem gereicht.

Zuerst mal positiv: Wir bekamen von vielen einiges Lob und vielen Dank. So ganz genießen konte ich das dann aber auch nicht, denn nicht in allen Fällen lag es an uns. Der Plan fiel auch oder vielleicht gerade ohne unser Zutun für eine Reihe Kollegen sehr angenehm aus. Nun gut, in manchen Fällen weiß ich aber auch, dass wir wirklich gute Arbeit zum Wohl der Schüler und der Kollegen gemacht haben - ich versuchte dann, das Lob auf diese Fälle umzumünzen.

Aber ich habe auch Reaktionen erlebt, unfassbar. Nicht, dass ich nicht gewarnt worden wäre, aber ich habe diese Warnungen doch nicht glauben können - sie sind aber nicht untertrieben gewesen.
EinE KollegIn beschwerte sich über eine Doppelhohlstunde: 1./2. Stunde Unterricht, 3./4. Stunde frei, 5./6. Stunde Unterricht. Alleine schon über die Nachfrage war ich erstaunt. Ist nicht offensichtlich, dass wir versucht haben MÜSSEN, daraus einen zusammenhängenden 4-Stunden-Vormittag zu machen, aber offensichtlich gescheitert sind? Die allermeisten Lehrer finden das sicher normal und haken gar nicht erst nach. Nicht so besagtE KollegIn.

Das Gespräch verlief etwa so:
Ich: Manchmal ist leider nichts zu machen. Aber seien Sie froh, andere hat es noch weit schlimmer erwischt. Eine Doppelhohlstunde als schlimmster Punkt an einem Stundenplan, das ist doch zu verkraften.
K: Kommen Sie mir nicht mit anderen! Das muss man doch besser hinbekommen! Ich schaue nach langen Jahren der Enttäuschung nur noch auf mich.
Ich: Ja, aber es kommt doch auch darauf an, dass es von der Klasse her geht und von den Plänen der anderen Lehrer. Ich kann jetzt gerade nicht die Einzelheiten aus meinem Gedächtnis zaubern, aber ich bin sicher, dass wir das Bestmögliche versucht haben.
K: Das kann doch wohl nicht wahr sein! Eine doppelte Hohlstunde hätte man doch irgendwie vermeiden können!
Ich: Ok, also schauen wir mal hin. Die eine Doppelstunde ist auf einer Oberstufenschiene, die ist festbetoniert, nichts zu machen. Die andere bei den 5ern könnte man theoretisch verschieben. Aber ich bin sicher, dass wir das probiert haben. Da muss etwas im Weg gelegen haben. Wenn die Schüler zum Beispiel in der 3./4. Stunde Sport haben, können wir wegen der Hallenbelegung nicht mehr schieben. Dann kann man einfach nichts machen.
K: Sport? Ob und wann die Sport haben, interessiert mich nicht.

An der Stelle hätte ich dann sagen müssen: „Danke für das Gespräch.“, und gehen. Habe ich natürlich nicht gemacht. Aber es ist schon interessant, dass manche Lehrer wirklich Einzelkämpfer sind, die nicht im Mindesten im Blick haben, dass wir in einem Team aus 90 Kollegen und 1100 Schülern arbeiten. Der weitaus größere Teil der Lehrerschaft ist durchaus anders gestrickt, aber ein paar einzelne passen doch in das negative Lehrer-Klischee.
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Jungfernflug


Heute abend bei sehr leichtem Wind, unter 1 Bft. Ich muss noch ein wenig mit der Waage experimentieren und auch genauer studieren, wie man Manöver steuert. Aber er fliegt und sieht klasse aus. Happy
Übrigens habe ich tatsächlich nicht versäumt, die Leine an der Spule zu fixieren. Und ich habe klein meine Telefonnummer auf den Drachen geschrieben, für alle Fälle.
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Lehrerblogs

Im Spiegel wurde über Lehrerblogs geschrieben. Auch einer meiner liebsten wurde genannt: Herr-Rau.de (Ich bin sicher: Der Name geht darauf zurück, dass er als junger Lehrer sich an diese Art der Ansprache kaum gewöhnen konnte. Ging mir zumindest damals auch so.).
Ein anderer bloggender Lehrer wurde im Spiegel-Artikel zitiert mit der Prophezeiung, dass Internettagebücher von Lehrern keine Zukunft hätten, weil sie niemanden interessierten. Ich teile die Voraussage, aber ich habe eine ein wenig andere Begründung: Die Gefahr, dass einzelne Personen sich oder andere wiederfinden könnten, ist zu groß. Und damit kann ich viele der interessanten Geschichten und ‚bloggable Events‘, die mir täglich begegnen, nicht bloggen.
Es kann egal sein, wenn ein Verkäufer über die Kunden in seinem Elektronikladen lästert, und die wenigsten Kunden in Björn Harstes Sparmarkt recherchieren nach sich selbst im Shopblogger („Der wollte nur ins Blog!“ ist ein Running Gag in den Shopblogger-Kommentaren, doch nur in den seltensten Fällen stimmt es). Aber ich kann Schüler und Kollegen noch so sehr anonymisieren; wenn jemand meine Schule kennt und über mein Blog hier stolpert, wird er leicht kombinieren können. Also brauche ich eine so scharfe Schere im Kopf, dass das Bloggen über den Schulalltag kaum Spaß macht.
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Ninja II


Der neue Ninja, Ersatz für den entflogenen, ist nun fertig. Diesmal mit grünen Streifen, was ich eigentlich auch gerne für den ersten gehabt hätte. Diesmal darf ich dann aber auch sagen, dass ich ihn wirklich vollständig selbst gemacht habe, ohne Schwiegermutterhilfe. Happy
Eine sehr interessante Erfahrung war alleine schon das Nähen. Wer über „Frauen und Technik!“ lästert, hat offensichtlich noch nie eine Nähmaschine benutzt. Winking
Jetzt warte ich auf den nächsten regenlosen Lauwindabend.
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