Bürgermeister-Websites

Die Bürgermeisterkandidaten stellen sich alle unter anderem auf einer Webseite vor. Sehr interessant ist der Vergleich, wie dieses Medium eingesetzt wird.
Den den Blog von Frau Staab habe ich ja
bereits erwähnt. Auch ihre Seite war nicht sofort nach Beginn der Kampagne online, aber sehr schnell. Auch wenn dort unter ‚Politische Leitlinien‘ nur eine Ankündigung steht, ist der Blog sehr flott geschrieben und informativ.
Bei Herrn
Bubel hat es sehr lange gedauert. Jetzt ist sie da, aber derzeit immer noch recht dürftig - sie enthält nicht viel mehr als sein in die Briefkästen verteilter Flyer.
Herr
Scheerers Seite war am Anfang auch äußerst dürftig. Interessanterweise hat er eine Kommentarfunktion, die allerdings bisher keine Reaktionen auslöste - bis auf eine, die die sehr allgemein gehaltenen Informationen bemängelte. Danach äußert sich Herr Scheerer jetzt auch konkreter zu einigen Themen.
Den Vogel schoss jetzt Herr Weisbrod ab. Sehr lange dauerte es, bis seine Plakate hingen. Auf einer
Unterseite der Grünen-Fraktion des Walldorfer Stadtrats war lange Zeit die einzige Internet-Informationsquelle zu seiner Bürgermeisterkandidatur versteckt. Erst jetzt gibt es die Seite www.wilfried-weisbrod.de, und man kann sich überlegen, was weniger peinlich ist: Keine Seite zu haben, oder eine halb fertige Seite online zu stellen? Jedenfalls begrüßt er seine Leser so:

Viele der übrigen Seiten tragen ebenfalls Platzhaltertexte.
Die Seite trägt den schönen, fast freudschen Verschreiber im Titel:

Ganz offensichtlich hat Herr Weisbrod oder seine Agentur die Seite schon online geschaltet, bevor sie ganz fertig war.
Vom fünften Kandidaten, einem Herrn Körber, konnte ich bisher im Netz so gut wie gar nichts finden, vor allem keine eigene Seite.

Das alles sagt sicher nicht unbedingt etwas über die Qualitäten aus, die ein Bürgermeister mitbringen muss. Auch nicht über die Inhalte, für die die Kandidaten stehen. Der Vergleich der Internetauftritte sagt aber etwas aus über die Professionalität, mit der die Bewerbung um das Amt betrieben wird.

NACHTRAG:
Am Samstag, also zwei Tage später, war die Seite dann fertig. Auf meine Nachricht, in der ich auf die fehlerhafte Seite aufmerksam gemacht habe, hat Herr Weisbrod zügig und sehr freundlich via eMail reagiert.
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Bürgermeisterkandidaten

Wie die Wettbewerbslage genau ist, ist nicht klar zu erkennen. Nach meinem Wissen sind fünf Kandidaten angetreten, zwei davon scheinen sofort als Zählkandidaten auszuscheiden. Ernsthafter Bewerber ist sicher der SPD-Kandidat Scheerer. Aber von den verfügbaren Informationen, z.b. auf seiner Website, haut er einen nicht vom Sockel. Ich kann gut verstehen, dass er ein Interesse hat, hier Bürgermeister zu werden und evtl. von hier aus weitere politische Ämter (Abgeordneter?) anzutreten. Aber was wir hier in Walldorf davon haben sollten, ausgerechnet ihn zu wählen, wird nicht wirklich deutlich.
Sehr ernst zu nehmen ist sicher Herr Weisbrod von den Walldorfer Grünen. Aber ich weiß z.B. bisher nicht einmal, wie er aussieht. Bzw. nun weiß ich es doch, weil ich ihn gerade
ergoogelt habe, was aber auch nicht sehr ergiebig war. Er hat bisher in Walldorf nicht einmal Plakate aufhängen lassen. Ist er seiner Sache so sicher, oder betreibt er sie im Gegenteil doch gar nicht ernsthaft?
Zwar hat er in der Vergangenheit als Stadtrat sehr viele, auch wichtige Diskussion hier angeregt, beispielsweise durch die völlig berechtigte Initiierung von zwei Bürgerentscheiden (Astor-Halle und Ärztehaus). Aber andererseits polarisiert er stark und trägt vermutlich eher dazu bei, die starren Walldorfer Strukturen zu festigen als sie zu lockern.
Aber dennoch: Er ist Walldorfer, und das ist für viele alleine schon ein Grund, ihn zu wählen, völlig egal, was die auswärtigen Kandidaten an Qualitäten mitbrächten. Dieses Argument gegen Frau Staab halte ich für genauso unsinnig wie die hier oft zu hörende Ansicht, man könne eine vierfache Mutter, deren jüngstes Kind zudem noch gerade mal ein Jahr alt ist, doch nicht ins Bürgermeisteramt wählen, weil sie zu ihren Kindern gehöre. Ernsthaft, das wird hier so laut und so deutlich gesagt, vor allem von Frauen selbst. Andererseits steht die örtliche CDU offensichtlich hinter Frau Staab - hoffentlich haben Angela Merkel und Ursula von der Leyen sogar hier im groß gewordenen Bauernkaff genug bewirkt, dass sich diese dumpfbackige Haltung nicht durchsetzt.
Nein, nach gestern Abend spätestens bin ich überzeugt, sodass Frau Staab unserem Städtchen hier gut tun würde. Ich würde mich freuen, wenn ein bisschen frischer Wind nach Walldorf hinein wehen könnte.
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Staab II


Gestern abend fand die angekündigte Diskussionsrunde tatsächlich statt. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Frau Staab (r. im Bild) ist ja gerade auf einem langen Fußmarsch durch Walldorf - ihr Blog darüber, den sie tatsächlich selbst verfasst, wie sie versichert hat, ist übrigens wirklich schön geschrieben - und wir sind auch schon erwähnt. Dabei versucht sie, so viele Bürger wie möglich direkt anzutreffen, um sich vorzustellen. Daher fand sie die Gelegenheit auch selbst interessant, gleich zwei Handvoll Familien auf einmal und ausführlicher ansprechen und kennenlernen zu können. Es gab eine sehr angeregte, teils auch lustige Diskussion über politische Themen in Walldorf (Schule, Verkehrssituation, Einkaufsmöglichkeiten), über typische Walldorfer Denkstrukturen (Wieslocher und Roter Feindbilder...), über Frauen in politischen Ämtern und vieles mehr.
Ich habe den Eindruck, die Frau konnte einige neue Leute für sich einnehmen. Wir waren alle beeindruckt von der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Ziel, hier Bürgermeisterin zu werden und die Interessen der Stadt und der Bürger danach auch politisch zu vertreten, verfolgt. Sie kommt zwar von außen und kennt die eingefahrenen Strukturen hier nicht aus langer Erfahrung, aber sie hat als erfahrene Gremiumspolitikerin einen guten Blick für ebendiese Strukturen, und sie erweckt den Eindruck, dass sie mit einer sehr freundlichen, aber standfesten Art aufzutreten auch gegen verkrustetes Denken im Rathaus ankommen kann. Auch wirkte sie sehr authentisch: Sie will offensichtlich wirklich auf absehbare Zeit in Walldorf leben und tätig sein und strebt nicht nach höheren Ämtern in der Landespolitik. Gewählt wäre sie für acht Jahre, und in diesem Zeithorizont kann man sich zumindest darauf verlassen, dass sie das Geschäft hier ernst nehmen will. Ich finde es auch fair zu sagen, dass sie nicht versprechen kann und will, auf ewig hier zu bleiben - wobei das vielleicht sogar so kommen könnte.
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Wahlplakate

Es ist irgendwie verwunderlich, dass man auf keinem der Werbeplakate zur Bürgermeisterwahl die Partei findet. Alle treten überparteilich an. Man muss schon genau hinschauen und quasi ‚hinter die Kulissen‘ schauen, denn auf der Rückseite findet sich manchmal ein Hinweis, wem die Pappe gehört, auf die das Plakat gekleistert wurde:

Ich bin mal gespannt, wie das Rennen sich entwickeln wird. Was man so hört, ist, dass viele skeptisch sind, ob es eine auswärtige, junge Frau schaffen könne. Ich höre sogar von IMHO unglaublichen Argumenten wie: Man könne eine solche Frau doch nicht wählen, die vier Kinder habe. Wie soll die denn eine gute Bürgermeisterin und Mutter sein. Ob diese Leute dieselben sind, die sich auch darüber beschweren, das überall nur Männer in Führungsetagen sitzen?
Der einzige echte Walldorfer mit Chancen scheint der Vertreter der Grünen zu sein, von dem ich aber noch gar keine Plakate entdecken konnte und der in der Stadt auch nicht ganz unumstritten ist. Mit vielen Leuten hier hat er es sich während seiner Stadtrattätigkeit schon verscherzt. Noch nicht ganz klar, ob das für oder gegen ihn spricht.
UPDATE:
Aus berufenem Munde erfuhr ich, dass die Walldorfer FDP nichts von diesen Plakatständern wusste. Vielleicht hat Herr Körber sie auf privatem Wege aus den Beständen der St. Leoner FDP geliehen bekommen.
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Staab

In Walldorf fallen z.Z. überall Plakate mit der Unterschrift ‚Christiane Staab‘ auf. Gibt es Wahlen? Warum klingelt noch mal der Name?
Ja, es gibt Wahlen: Im Dezember muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden - hatte ich überhaupt nicht gemerkt.
Der Name klingelt, weil Frau Staab Landeselternbereitsvorsitzende war. War, weil sie recht streitbar ist. Sie trat seinerzeit zurück aus Protest gegen Kultusminister Rau und dessen, nun ja, Beratungsresistenz. Damals gab sie auch ein interessantes
Interview bei SWR1-Leute, an das ich mich noch gut erinnere.
Rau ist jetzt
weggelobt versetzt worden, und seine Nachfolgerin Schick verbreitet zumindest mal eine bessere Atmosphäre - mehr lässt sich derzeit noch nicht sagen. Aber Frau Staab ist auch weg - und sucht nun eine neue Betätigung (neben bzw. statt ihrer Tätigkeit als Karlsruher Stadträtin, als Mitglied des SWR-Rundfunkrats, der ev. Landessynode, ...).
Es ist auch eine spannende Sache, dass sie hier zwar überparteilich antritt und auf den Wahlplakaten ihre Mitgliedschaft in der CDU nicht erkennbar ist. Aber trotzdem wird sie von der örtlichen CDU unterstützt, die damit eine rathausinterne Bewerbung verhindert hat. Die Landes-CDU soll diese Kandidatur übrigens gar nicht gut gefunden haben.
Interessante Geschichte: Von der aktiven Schulpolitik auf Elternseite direkt zur Schulträgerin - von der etablierten lokalen CDU gewollt, vom Landesverband nicht. Ich bin sehr gespannt, die Frau kennenzulernen. Wir haben sie auf der Kerwe mal ganz dreist angesprochen und eingeladen, in unserem Wohnzimmer eine Vorstellungsrunde für die Walldorf-Ost’sche Nachbarschaft zu veranstalten.
UPDATE:
Frau Staab hat zugesagt, der Diskussionsabend findet nächste Woche hier statt. Ich bin schon gespannt.
Ich stieß auch darauf, dass Frau Staab bereits zwei Mal bei SWR1 Leute war. Das
zweite Gespräch ist eigentlich noch interessanter als das oben verlinkte.
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