iPad


Natürlich muss ich wie nach dem Start des iPhone damals auch nach der Ankündigung des iPad meinen Sermon dazu loswerden, es brodelt.
Ich war äußerst gespannt und habe am Mittwoch Abend einige Hebel in Bewegung gesetzt, damit ich auch im badisch-sibirischen Funkloch, in dem ich mich befand, möglichst nah am Geschehen bleiben konnte. Zuerst war ich von Steve Jobs’ Keynote etwas enttäuscht, weil ich im Grunde nicht weniger erwartet hatte als eine Neuerfindung der Computerei. Das war wohl etwas zu hoch gegriffen gewesen, daher zuerst die Ernüchterung. Aber nun im Rückblick nach ein paar Tagen bin ich mir sicher:
Das ist die Neuerfindung der Computerei.
Dieses Gerät wird unseren Umgang mit Computern genauso revolutionieren wie das iPhone den Mobilfunkmarkt über den Haufen geworfen hat.
Ich bin sehr gespannt auf die Gespräche mit den eingefleischten Netbook-Usern, die ich auch im Bekanntenkreis habe. Meine Prognose: Zuerst werden alle ihr Konzept des Ist-klein-kann-aber-alles-Geräts verteidigen. Und dann werden sie irgendwann live iPads sehen, zunehmend kleinlauter werden und irgendwann selbst einen kaufen - oder vielleicht einen von Microsoft benutzen, wenn die dann in ein paar Jahren das Konzept auch endlich halbwegs adaptiert haben werden.
Denn so wird unser Computer im Alltag in Zukunft sein: Ein kleines Gerät, das längst nicht alles kann. Aber mehr als das, was es kann, braucht man nicht. Und es arbeitet sich damit so simpel, dass man sich fragen wird, warum es je komplizierter war.
Genau so würde man heute einen Computer bauen, wenn man ihn heute erst erfinden würde. Die große Kritik und die vielen kleinen Kritteleien, die man dem iPad gegenüber liest, haben meiner Meinung nach alle nur eine Wurzel: Wir können uns einen Umgang mit dem Computer, der anders ist, als wir es gelernt haben, nicht mehr vorstellen. Aber wenn man es einmal versucht, merkt man, wie viel davon unnötiger, rein geschichtlich bedingter Blödsinn ist.
Vielleicht erklärt man das am Besten an einem Beispiel: Die Maus war eine große Erleichterung, als sie im Macintosh erstmals konsequent implementiert wurde. Denn bis dato musste man seine Befehle per Tastatur und mit kryptischen Kürzeln eingeben: ‚copy Beispiel.txt c:\dokumente‘. Was für eine geniale Erfindung, die Maus! Aber heute, über 25 Jahre später, kenne ich immer noch Leute, die damit überfordert sind. Wie oft beobachte ich Menschen, die auf einen Link im Browser doppelt klicken. Wie oft sind Leute verwirrt, wenn sie aus Versehen rechts statt links klicken. Bisher gab es dann nur den Gedanken: Mensch, lerne endlich mal die Grundlagen des modernen Lebens! Umgang mit Computern, das muss man heute genauso können wie das 1x1 und das ABC.
Aber im Grunde: Warum? Warum muss ich wissen, was ein Ordner ist, was eine Datei, was ein Einfach-, Doppelt- oder Rechtsklick? Die Computertechnik ist heute soweit, dass sie mir vieles davon abnehmen kann, und das iPad geht ein ganzes Stück voran in diese Richtung.
Mein Paradigma ist da meine Mutter: Sie hat diese technischen Hürden nie genommen und nie gelernt, mit dem Computer umzugehen. Aber das iPad würde sie lieben. Damit würden sich ihr ganz neue Möglichkeiten erschließen. Und warum soll etwas, das einem Normalmenschen das Leben mit dem Computer überhaupt erst ermöglicht, nicht auch dem Computermenschen den Umgang mit dem Gerät angenehmer machen?

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