Wir sind Hoffenheim!


Wann habe ich zum ersten Mal von dem Ort Hoffenheim gehört? Ich glaube, in einem Gespräch mit Andi über Dietmar Hopps finanzielle Unterstützung seines ehemaligen Vereins. Ich wusste überhaupt nicht, wo dieses Nest liegt, dabei sind es gerade mal 17 km bis dort. Inzwischen haben mich einige Motorradtouren durch Hoffenheim geführt, und das inzwischen oft fotografierte blau-weiße Haus eines Hoffenheimer Lokalpatrioten kann man gar nicht übersehen. Aber jetzt kann man überhaupt nicht mehr an Sinsheim-Hoffenheim vorbeischauen. Auf der A6 Richtung Heilbronn weiß man gar nicht recht, wohin gucken: links auf dem Gelände des Technikmuseums steigen die beiden Concordes scheinbar in den Himmel (die ‚echte‘ und die ‚russische’ Concorde von Tupolev), rechts der gewaltige Stadionneubau - auch hier hebt bald was ab.
(Wenn man bedenkt, wie leicht dies hätte in Walldorf sein können! Nur eine unsägliche Intrige um Hopp und den Heidelberger Industriellen Wild hat letztlich verhindert, dass das Stadion hier in Sichtweite am Bahnhof gebaut wurde - aber Schwamm drüber.)
Nicht nur aus Lokalpatriotismus der Rhein-Neckar-Region heraus (Gibt es den überhaupt? Wenn, dann verbindet mich mehr mit Mannheim als mit Sinsheim.) ist die Hoffenheimer Erfolgsgeschichte faszinierend. Mich hat wie viele der Durchmarsch von der dritten Liga an die Tabellenspitze der Bundesliga sehr begeistert. Aber mich hat nicht nur beeindruckt, dass sie das schaffen, sondern vor allem wie. Vor mehr als einem Jahr wurde der Freiburger Trainer Dutt noch belächelt für seine Äußerung, dass Hoffenheim als einer der wenigen deutschen Vereine Bayern München auf Dauer Paroli bieten könne. Inzwischen ist deutlich geworden, dass das wirklich so ist, und warum: Das ist keine Truppe à la Chelsea, die sich ein Milliardär als Hobby von europäischen Spitzenvereinen wild zusammengekauft hat. Dahinter steckt ein hoch professionelles und vorausschauendes Konzept: Dietmar Hopp leistet eine intelligent angelegte Anschubfinanzierung in Hoffenheim, damit der Club in wenigen Jahren selbstständig und langfristig auf hohem Niveau spielen kann.
Selbst zu Beginn der aktuellen Saison haben das noch wenige wahrgenommen, und dem angeblichen Millionärsclub schlug eine Antipathie-Welle entgegen. Sicherlich ist der Hoffenheimer Etat höher als der einiger anderer Bundesligisten. Aber wie viele Vereine haben noch deutlich mehr Geld und dabei weniger Erfolg? Inzwischen haben sie sich die Hoffenheimer Respekt erspielt mit einem herrlich anzusehenden Offensivfußball. So wollte doch Klinsmann und will Löw gerne mit der Nationalelf spielen: alle als geschlossene Mannschaft aufs gegnerische Tor, sofortiges Umschalten auf Verteidigung bei Ballverlust in allen Mannschaftsteilen, schnelles Spiel und Einsatz bis zum Umfallen.
Das zu verfolgen, macht einfach Spaß. Ich habe nie mit großem Interesse die Sportschau geschaut, nur ganz selten mal aus Langeweile reingezappt. Aber inzwischen ertappe ich mich dabei, dass ich mich auf den frühen Samstag Abend freue: Hoffenheim in der Bundesliga, davor Sandhausen in der dritten. Happy
UPDATE: Hoffenheim hat es sogar ins ehrwürdige SWR2-Forum geschafft, das ich sonst wegen interessanter Diskussionen aus dem Bereich Philosophie und Kultur als Podcast abonniert habe. Hier wurden am letzten Freitag einige der o.g. Aspekte vertieft. Die Sendung kann man auch auf der Website nachhören (rechts oben auf der Seite im Kasten ist ein entsprechender Link).