Moodle

Ich habe den ersten Tag einer zweiteiligen Fortbildung zu Moodle absolviert.
(Übrigens ein neuer Kandidat für die Hitliste "Woran Sie merken, dass Sie alt werden": Wenn Ihnen ein Referendar über neue pädagogische und technische Entwicklungen erzählt, von denen Sie noch nie gehört haben.)
Moodle ist eine internetbasierte Lernplattform. Man kann Klassenzimmer einrichten, Material bereitstellen, alles verlinken, was online ist oder was man selbst online gestellt hat. Die Wurzeln liegen im australischen Outback, wo ein Lehrer für seine weit auseinander wohnenden Schüler eine virtuelle Schule samt Pausenhof gestalten wollte.
Die Vorteile: Es ist open source, es braucht nur einen Webbrowser und keinerlei extra-Software, es gibt keine Dateikompatibilitätsprobleme wie zwischen verschiedenen Office-Paketen, es funktioniert wohl relativ stabil, es kostet so gut wie nix. Letzteres ist mit Sicherheit der größte Vorteil in Augen des Kultusministeriums und der vermutlich einzige Grund, warum dieses System in Baden-Württemberg favorisiert wird. Winking
Die Nachteile: Es ist von Hause aus erst mal hässlich wie die Nacht und grässlich zu bedienen. Open source halt. Wie die Linuxer schaut auch die Moodle-Entwicklergemeinde offensichtlich zu aller Erst mal auf die Features. Und wenn dann irgendwann noch mal ein bissel Zeit bleibt, könnte ja auch mal jemand, am Besten ein Mädchen, überlegen, mit welchen Farben man die Oberfläche anstreicht - Das ist das, was solche Kerle unter Design verstehen. Die Frage, ob in einem Dialog wirklich alle noch so unwichtigen Minieinstellungen komplett auf dem Bildschirm erscheinen und abgearbeitet werden wollen, behandeln wir gar nicht erst. Das überlassen wir dem User. Sad
Ich selbst werde mit der Sache klar kommen. Wir werden uns an der Schule ein moodle-System einrichten (wie gesagt, kost' ja nix), ich soll es administrieren. Aber ich hatte beim Herumspielen immer schon meine Kollegen und Kolleginnen im Blick, die ich sicher mal dazu bekommen möchte, ihren Schülern einen Moodle-Kurs anzubieten. Ich weiß schon genau, wer da streiken wird. Und, wie ich finde, eigentlich zu Recht.
Es erinnert mich sehr an den ewigen PC-Apple-Streit. Vielen Leuten kann man ja auch nicht verdeutlichen, warum Mac ein so viel angenehmeres System ist, das einen wesentlich entspannter arbeiten lässt. Es liegt hauptsächlich daran, dass die Entwickler von Anfang an im Blick haben, was und wie viel sie dem User gleich zumuten und wie viel erst später, wenn er Details braucht. DAS ist Design. Aber viele überzeugte PC-Nutzer können sich gar nicht vorstellen, wie schön es ohne viel Sucherei, ohne verwirrende Fehlermeldungen und unnötige Informationsdialoge geht. Die meisten kommen ja auch damit klar. Und viele, die nicht damit klar kommen und eindeutige Kandidaten für Apple wären (mir fallen da viele ein!), bleiben lieber bei PCs, weil sie Angst haben, alleine zu sein. Der Nachbar oder vielleicht eher sein Sohn kann ja so gut mit PCs umgehen und hat vom Mac abgeraten.
Zurück zu Moodle. Das Tool kann schon wirklich wahnsinnig viel. Ich werde es einmal mit einer oder zwei Klassen testen und vielleicht weitere Kollegen zu animieren versuchen. Eventuell ist es auch eine geeignete Austauschplattform innerhalb des Kollegiums, z.B. für unsere Qualitätsmanagementdiskussionen und -unterlagen. Aber ich werde vorher versuchen, die Oberfläche mit den bescheidenen Bordmitteln zu gestalten. Ziel: so einfach wie möglich.