Sommertagszug
06.04.09 Kategorien:Familienleben
Ich war überrascht zu bemerken, dass der Sommertagszug hier in der Gegend ein solch tief verwurzeltes Ritual ist. Die Walldorfer Version wurde immerhin zum 95. Mal durchgeführt.
So sehr verwunderlich ist meine Ignoranz aber nicht, denn wer keine Kinder im (Grund-)schulpflichtigen Alter hat, an dem geht die Sache unbemerkt vorbei. Höchstens, er war selbst irgendwann mal hier in der Gegend im (Grund-)schulpflichtigen Alter.
Jedenfalls ziehen die Grundschulkinder in Frühlingskostümen (Störche, Gärtner, Blumen...) durch den Ort und winken den am Straßenrand versammelten Massen zu - die sich ausschließlich aus ihren Eltern zusammensetzen (unser Sohn trug auch ganz stolz das Schild seiner Klasse).
Zum Schluss wird noch der Winter verbrannt, in Form einer Pappmaschee-Tonne, die einen Schneemann darstellen soll, vom Bürgermeister höchstpersönlich angezündet.
Ich bin überzeugt: Wenn Sohnemann in ein paar Jahren nicht mehr im (Grund-)schulpflichtigen Alter sein wird, wird diese Feier wieder unbemerkt an uns vorbeigehen.
Aber eins werde ich auch bis dahin nicht verstanden haben: Warum ‚Sommertagszug‘? ‚Frühlingszug‘ oder ‚Winterverbrennung’ würde mir mehr einleuchten. Dieses mal stimmte es ja sogar regelrecht, wettertechnisch. Aber es gab wohl auch schon Sommertagszüge, die halb im Schnee stattfinden mussten.