Rom

Voller Eindrücke aus Rom zurückgekehrt. Ich war schon etwa 20 Jahre nicht mehr da gewesen - viel hat sich nicht geändert. Vermutlich gibt es wenige Städte, die so wenig modisch sind und trotzdem mondän.
Es war eine wunderschöne Zeit mit herrlichstem Wetter und phantastischen Besichtigungen.
Was mir aber auffiel und aufstieß war das Bild, das der Katholizismus in Rom gibt. Wir hatten einen Familien-Running-Gag: Priester zählen. Nach einer Woche waren es 112 (einmal bekam es ein offensichtlich deutschsprachiger Kleriker mit und schmunzelte). Aber dennoch waren die Kirchen leer, bis auf Peterskirche und Pantheon (das ich selbst auch kaum als Kirche wahrnehme). Die Kirchenkrise ist eigentlich auch in Rom zu spüren, aber die Antworten darauf können mir nicht gefallen.

War das große Plakat von Johannes-Paul II noch von der Seligsprechung vor ein paar Wochen übrig geblieben? Man kann fast glauben, dass das nicht so ist. Im Wettbewerb der Bilder und Gipsstatuen in den Kitschläden jedenfalls siegt Giovanni Paolo deutlich gegen Benedetto, mindestens 3:1.
Besonders symbolisch wirkte dieses Bild auf mich:

Es hat den Eindruck, als käme alle Autorität des jetzigen Papstes vom vorigen.
Ich bin aufgewachsen in der ewigen Zeit des Papstes Woytila und des Kanzlers Kohl - wir empfanden das damals als eine bleierne Zeit. Jetzt ist Johannes Paul II hoch verehrt, selig, bald heilig - ich kann das fast nicht verstehen und kaum ertragen.
Und eine Zeitenwende ist nicht in Sicht - ich befürchte Schlimmes vom Deutschlandbesuch Benedikts im Herbst. Alle zaghaften Versuche, die Diakonsweihe für Frauen oder den Zölibat auf Freiwilligkeit anzufragen, werden erstickt.
Kein Aggiornamento, nirgends.