Bürgermeisterwahl

Wahkomplott im Sandkasten

Letzten Dienstag kam es im Stadtrat offenbar zu einem Eklat. Die Ursache liegt schon etwas zurück, passierte am zweiten Wahltag der Bürgermeisterwahl. Da ließ sich der Walldorfer CDU-Vorsitzende Lindner in Triumpheslaune dazu hinreißen, über das ‚Wahlkomplott‘ der übrigen Ratsfraktionen herzuziehen. Ein einigermaßen bescheuerter unrichtiger Ausdruck für die legitime demokratische Vorgehensweise, dass sich Parteien darauf verständigen, einen gemeinsamen Kandidaten zu unterstützen. Die SPD-FDP-grüne Zweck-Koalition fühlte sich denn auch durch dieses Wort beleidigt, hörte dabei auch sowas wie ‚kriminelle Machenschaften‘ heraus (was man allerdings nicht unbedingt muss, ’unmoralisch’ reicht). Lindner entschuldigte sich halbherzig („... wollte niemanden beleidigen...“ ), aber den Fraktionen war das nicht genug, was wiederum einigermaßen verständlich ist. Unter Federführung von W. Weisbrod ließen sie jetzt am Dienstag die Ratssitzung platzen vertagen.
Auch wenn Herrn Lindners Vorwurf unsinnig ist, auch wenn seine Entschuldigung keine war: Muss man dann diesen Streit im Stadtrat auf Kosten der Gemeinde austragen?
Es mutet an wie: „Was hast du da gesagt? Ich hab’s genau gehört! Das war bestimmt eine Beleidigung! Nimm das sofort zurück, oder ich mach’ dir deine Sandburg kaputt!“
Ich bin sehr froh, dass wir eine Bürgermeisterin gewählt haben, die vorher nicht in diesem Sandkasten gespielt hat.
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Bürgermeisterin Staab

Ich konnte um 18 Uhr nach Wahlschluss diesmal nicht live ins Rathaus, aber im Internet war auch kein Datenstrom zu erhalten (unter der Adresse vom 5.12. sind immer noch die Ergebnisse vom 5.12. zu sehen). Aber um 20 Uhr hielt es mich doch nicht zu Hause, und ich fuhr noch beim Rathaus vorbei. Dort war überraschenderweise noch offen, aber nur, weil die Wahlkommission im Ratssaal offenbar den Sekt noch nicht ganz ausgetrunken hatte.
Man gab mir aber gerne ein Papier mit dem Gesamtergebnis: Christiane Staab hat alle Wahlbezirke bis auf einen gewonnen, summarisch kam sie auf 57,6%.
Auch von hier einen herzlichen Glückwunsch an unsere neue Bürgermeisterin. Einen ebenso herzlichen Glückwunsch an Henrik Bubel, dessen Ergebnis achtbar ist. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht.

(Bildquelle - Im Hintergrund kann man auch Herrn Bubel sehen, der die Niederlage offensichtlich mit Würde trägt.)
Ab März wird in Karlsruhe eine Wohnung frei - oder doch noch nicht so schnell? Winking
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Jetzt gilt's! - Update

Ein bisschen was tut sich doch noch am letzten Wahlkampftag. Die RNZ berichtet am heutigen Samstag von Verärgerung bei Bubel, FDP, SPD und Grünen über den o.g. Flyer von Frau Staab. Sie stellt nämlich dort heraus, dass die Wahlaufrufe der anderen Parteien Herrn Bubel in gewisser Weise verpflichten würden. Sie hingegen agiere unabhängig von Parteien (verschweigt dabei allerdings geflissentlich ihre Zugehörigkeit zur CDU).
Ich kann nicht verstehen, wie man sich über die Feststellung einer ziemlich offensichtlichen Tatsache so aufregen kann. Selbst wenn Herr Bubel „keine Gefälligkeiten verteilt und keine Geschenke gemacht“ hat, wie er betont - dass die drei Parteien gemeinsam eine ganzseitige Werbeanzeige für Herrn Bubel im Wochenblatt schalten, zeigt, dass sie sich etwas
von ihm versprechen. Eine solche Unterstützung gibt es nicht umsonst.
Ich interpretiere dieses Hickhack als Bestätigung meiner bisherigen Überlegungen: Ein Bürgermeister sollte mit allen zusammenarbeiten können, aber selbst möglichst unabhängig sein.

Übrigens ist die andere Pro-Bubel-Anzeigenkampagne im Wochenblatt recht geschickt gemacht: Zahlreiche kleine Einzelinserate mit einem Foto des Kandidaten und dem Text: „Ich wähle Henrik Bubel, weil...“, dazu eine Unterschrift von honorigen Walldorfern. Diese kleine Kanonade hat durchaus eine stärkere Wirkung als die ganzseitige Annonce von Frau Staab auf der letzten Seite.
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Jetzt gilt's!

Das hat Frau Staab auf ihre Plakate kleben lassen, um ihre Wähler aufzurufen, am Sonntag noch einmal zur Urne zu kommen. Bisher galt es nämlich eigentlich gar nichts, nur jetzt gilt’s.
Wir Walldorfer können uns freuen: Am Sonntag Abend werden wir einen guten Bürgermeister haben. Alle Kandidaten, bei denen ich arge Bauchschmerzen gehabt hätte, sind aus dem Rennen. Ob Frau Staab oder doch Herr Bubel: Beide sind kompetent und lassen die Hoffnung zu, dass sie das Vertrauen der Bürger verdienen.
Es hat sich nicht allzu viel getan, seit nach Mittwoch letzter Woche die endgültigen Kandidaten feststehen. Beide haben noch zu Bürgerversammlungen eingeladen, Frau Staab hat ihre Walldorf-Tour fortgesetzt und einen weiteren Flyer verteilt.
Gemessen daran, dass sie in ihrer Vorstellungsrede in der Astoria-Halle betont hat, nichts zu versprechen, was sie nicht halten könne, sind ihre Ankündigungen u.a. in diesem aktuellen Flyer doch recht vollmundig. Sie möchte z.B. keine Sprechstunden-Bürgermeisterin sein, sondern immer ansprechbar, außerdem hat sie neulich angekündigt, regelmäßig Bürgerabende im ‚Sickinger Hof‘ (oder wo auch immer) abhalten. Des Weiteren stehe sie so lange als Bürgermeisterin zur Verfügung, wie die Bürger sie haben wollen und wählen.
Für mich muss sie solche Dinge gar nicht versprechen. Ich finde es völlig ausreichend, wenn der Bürgermeister eine Sprechstunde hat. So viel Engagement kann ein Bürger mit einem Anliegen schon aufbringen, dass er sich auf diese Termine einrichtet. Und niemand könnte ihr vorwerfen, wenn sie nach einer oder zwei Legislaturperioden eine andere Tätigkeit anstreben würde. Bin ich da überskeptisch, dass mich solche Versprechen eher befremden als für die Person einnehmen?
Das ist sympathischer an Herrn Bubel: Er verspricht weit weniger und verbreitet dennoch eine Zuversicht, dass er das Amt kompetent ausführen würde.
Dennoch - mein Votum für Frau Staab steht. Und immer noch ist die wesentliche Begründung ihre stärkere Präsenz. Auch wenn Herr Bubel höchstwahrscheinlich entschlossener ist, als er wirkt - auf die Wirkung kommt es durchaus auch an! Frau Staabs professionelle Steuerung ihrer Erscheinung in der Öffentlichkeit mag mitunter des Guten zu viel sein. Aber nach meiner Meinung hat Henrik Bubel diesem Thema schon im Wahlkampf zu wenig Bedeutung beigemessen - das würde er als Bürgermeister wahrscheinlich auch tun.
Außerdem ist es die spannendere der beiden Alternativen: Eine toughe (oder schreibt man jetzt ‚taffe‘?) Frau als Bürgermeistin von Walldorf - es wäre spannend zu beobachten, wie sich diese Gechichte weiterentwickelt.
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Erklärung

Herr Bubel hat auf meine Einschätzung seiner Zurückhaltung nach dem ersten Wahlgang per Mail geantwortet. Er hat mir erlaubt, dies hier zu zitieren:

„Übrigens es geht noch,- die Erklärung für mein"zögerliches" Verhalten am vergangenen Wahlsonntag hätten Sie bei Ihrem analytischen Impetus doch erahnen können: Es war an diesem Abend noch offen, wie sich die anderen männlichen Kandidaten bezüglich Wahlfortgang entscheiden würden! Für mich jedoch war klar, dass nur einer überhaupt weitermachen kann (soviel Mathematik beherrsche ich noch). Also galt es dies bis zur Frist am Mittwoch abzuklären und nicht am Wahlabend vollmundige Parolen von mir zu geben. Da Sie aber "Vorsicht und Freundlichkeit" scheinbar gerne mit „Führungsschwäche“ assoziieren, sehe ich mich veranlasst diese Erklärung Ihnen zukommen zu lassen. Die Walldorfer werden das bekommen, was sie am 19.12.2010 wählen.“

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Ursachenforschung

Es ist interessant, wie sich die Verlierer der Wahl ihr Abschneiden erklären.
Herrn Scheerers Analyse, dass es am personenorientierten und nicht sachorientierten Wahlkampf gelegen habe,
habe ich ja bereits erörtert. Natürlich ist diese Erklärung leichter zu ertragen, als akzeptieren zu müssen, dass man als Person offenbar doch nicht so wirklich überzeugen konnte.
Ähnlich ist nun auch Herrn Weisbrods Erklärungsversuch zu verstehen: Die Walldorfer hätten auf Teufel komm’ raus einen externen Bewerber haben wollen. Ich bin mir gar nicht sicher, dass das stimmt. Zu laut habe ich am Anfang des Wahlkampfes Leute sagen hören: „Ich wähle auf jeden Fall einen Walldorfer!“ Ich weiß von einigen Leuten, die sich dann umentschieden haben, als sie die Kandidaten näher betrachtet hatten. Daher kann man durchaus die Vermutung haben, dass ein anderer Kandidat aus Walldorf größere Chancen gehabt hätte. Aber natürlich ist die Weisbrodsche Begründung für ihn selbst auch leichter verdaulich, als wenn er zugeben müsste, dass die ganze Kandidatur einfach ein Fehler war, weil die Walldorfer ihm als Person dieses Amt nicht zutrauen.
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Alle gegen Staab

Jetzt hat sich auch der letzte entschieden: Wilfried Weisbrod zieht seine Bewerbung zurück und ruft zur Unterstützung von Henrik Bubel auf.
Das hat ihn bestimmt eine große Überwindung gekostet, aber es ist aus Sicht der Grünen der einzig sinnvolle Schritt (auch wenn auf der
Grünen-Homepage immer noch Werbung für Weisbrod gemacht wird Winking )
Gleich nach dem ersten Wahlgang wirkte das nicht so entschlossen. Herr Bubel selbst äußerte sich
im Lokalfernsehen sehr zögerlich, ob er angesichts des großen Abstands zu Frau Staab noch in den zweiten Wahlgang gehen wolle. Hallo, geht’s noch? Wer soll denn in den zweiten Wahlgang gehen, wenn nicht der Zweitplatzierte? Auf jeden Fall klang das nicht wie ein entschiedener Appell: „Auf, alle gegen Staab!“ Die SPD brauchte einen Tag für die Entscheidung, die Grünen warteten gar bis zum letzten Moment, der Gemeinderatssitzung am Mittwoch Abend - das wirkt alles nicht wie eine massive Front gegen die Favoritin.
Aber die Favoritin wird es dennoch schwer haben. Gerade die sehr souveräne Führung im ersten Wahlgang kann nun gefährlich werden. Denn wenn Frau Staabs Wähler beruhigt davon ausgehen, dass die Sache ja bereits gelaufen sei, wird es knapp.

Nun ja, eigentlich haben wir ja nun ein Luxusproblem. Beide übrig gebliebenen Kandidaten sind respektabel und bringen gute Qualifikationen für das Amt mit. Bleibt die Wahl, wer der Bessere der beiden Guten ist.
Wenn Frau Staab ihre Wähler wieder mobilisieren kann, wird sie recht souverän ins Amt einziehen. Sie schuldet der CDU Dank für die Unterstützung, aber selbst davon müsste sie sich emanzipieren können.
Ob Herr Bubel so unabhängig würde agieren können? Er ist nun drei Parteien des Gemeinderats in gewisser Weise verpflichtet. Dazu trägt auch seine Persönlichkeit bei. Auch wenn seine sehr freundliche und zurückhaltende Art, in der er den Wahlkampf bisher geführt hat und die ja in seinem Zögern bezüglich des zweiten Wahlgangs wieder deutlich wurde, eigentlich eine sympathische Eigenschaft ist: Dies würde den überaus selbstbewussten Kräften im Rathaus sicher gut ins Spiel passen. Es besteht die Gefahr, dass sie den neuen Bürgermeister formen und führen statt umgekehrt.
Für die Stadt und die Bürger dagegen wäre also wahrscheinlich eine stringenter agierende Bürgermeisterin besser.
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ohne Scheerer

Der Schwarzwälder Bote berichtet, Friedrich Scheerer werde nicht zum zweiten Wahlgang antreten. Die Scheerer-Homepage wurde noch nicht verändert seit dem Tag vor der Wahl, aber auf der Seite der SPD Walldorf steht zu lesen, dass sie nun die Wahl von Henrik Bubel unterstützt.
Ob Herrn Scheerers im Zeitungsartikel geschilderte Ursachenforschung stimmt, dass kein sachthemenorientierter, sondern ein emotionaler Wahlkampf geführt wurde? Es ist etwas dran, aber dies hatte wiederum eigene Ursachen, die Herr Scheerer nicht erörtert. Unter anderem lag es nämlich daran, dass die Kandidaten sich inhaltlich ohnehin sehr ähnlich waren. Nur mit politischen Leitlinien und Schwerpunkten hätte sich Herr Scheerer halt nicht von den anderen absetzen können.
Aber Herr Scheerer unterschlägt geflissentlich noch zwei weitere Argumente:
1. Frau Staab hat mit ihrem massiven und professionellen Einsatz alle überrascht. Mit ein paar Bürgertreffen im Kneipennebenzimmer, wenigen Stunden vor dem Supermarkt und einer viertelstündigen Rede vor der Bürgerversammlung war diesem eifrigen Engagement nicht beizukommen. Auch der Vorteil eines im Amt erfahrenen Bürgermeisters konnte nicht helfen, denn
2. die Walldorfer wollten ihren wertvollen (auch in € gemessen!) Ort offenbar nicht einem ‚amtsflüchtigen’ Ortsvorsteher aus der Provinz in die Arme werfen. Die wenigsten werden zwar recherchiert haben, dass sein Ruf auch in Mönchweiler umstritten ist, aber alleine schon das Ansinnen scheint vielen nicht eingeleuchtet zu haben.

PS: Nun müssen sich noch die Grünen entscheiden. Die Seiten von Herrn
Weisbrod und der Grünen-Fraktion sind immer noch unverändert, Stand 7.12. abends.
Und anscheinend ist Herr Büker wohl
noch nicht wieder aufgewacht. Jedenfalls hat er wohl noch nicht verlauten lassen, wem er seine 15 Stimmen zuschlagen möchte... Winking
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Nach der Wahl

Kleiner Zwischenstand von den Kandidaten-Homepages:
Frau Staab dankt ihren Wählern und bittet um Unterstützung am 19.12.
Auch Herr Bubel verkündete am heutigen Montag seine Kandidatur für den zweiten Wahlgang.
Die Seiten von Herrn Weisbrod und Herrn Scheerer rufen am späten Abend des 6.12. unverändert zur Wahl am 5.12. auf. Hier ist offensichtlich weder eine Entscheidung über das weitere Vorgehen gefallen, noch hielt man es für nötig, das Medium Internet angemessen zu nutzen und auf diesem Wege den Wählern zu danken.
Was die allgemeine Stimmung nach der Wahl betrifft, wie sie aus den Medien zu erspüren ist, ist es durchaus berechtigt, auf eine ‚
langweilige‘ Zwischenwahlphase zu hoffen. Es scheint, als hätten sich die Kandidaten in die Überlegenheit der Bewerberin Staab ergeben. Es wäre sehr schön, wenn der bisher überwiegend fair geführte Wahlkampf fair bleibt.
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drüber schlafen

Herr Büker in der RNZ: „Wenn es mir möglich gewesen wäre, am 25. November bei der Kandidatenvorstellung zu sein, wäre ich über das Ergebnis von 0,25 Prozent sicher enttäuscht.“
Was ein Pech aber auch, dass dieser Vorstellungstermin so ganz plötzlich kam. Schwupps, war er da - und schon wieder weg.
Weiter: „Ob es sich lohnt, mit 15 Stimmen noch einmal anzutreten? Darüber werde ich eine Nacht schlafen.“ *lol* - dann schlafen Sie mal schön (weiter).
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83 Stimmen


Das Ergebnis (gerundet): Scheerer 9%, Bubel 25%, Weisbrod 15%, Körber 2%, Staab 49%, Stimmen für Büker und sonstige Deppen zusammengenommen: 0,5%.
Ich lag mit meiner Prognose gar nicht so schlecht (aber doch nicht ganz so genau wie du, E., Gratulation Happy ), hatte mich vor allem bei Herrn Weisbrod nicht so deutlich getraut, seinen Heimbonus als Heimmalus zu rechnen.
Am Ende fehlten Frau Staab, wenn ich richtig gerechnet habe, 83 Stimmen, und sie wäre heute schon Bürgermeisterin von Walldorf. Schade, das wäre besser gewesen. Denn die nächsten beiden Wochen können bestenfalls langweilig, schlimmstenfalls unangenehm werden.
Es hängt vieles davon ab, welche Entscheidungen jetzt getroffen werden. Ich würde mal schätzen, dass die SPD Herrn
Scheerer aus dem Rennen nimmt. Herr Bubel hat genau den Achtungserfolg erzielt, den ich ihm gewünscht habe. Er und die FDP haben vermutlich nicht damit gerechnet, an zweiter Stelle zu landen, und werden sicher weiter machen.
Ob Herr
Weisbrod zurückzieht? Das ist genau der Knackpunkt. Wenn er Frau Staab ernsthaft gefährden will, müsste er auf den zweiten Wahlgang verzichten und zur Wahl von Herrn Bubel aufrufen. Dafür müsste die Walldorfer Grüne Partei zwar über ihren Schatten springen, aber nur so ergeben die Zahlen einen Sinn: Bisher haben alle anderen zusammen gerade einmal so viele Stimmen bekommen wie Frau Staab alleine. Oder aber Herr Weisbrod folgt weiterhin seinem starken Selbstbewusstsein und rechnet sich vielleicht doch noch zwischen Bubel und Staab eine Lokalmatador-Außenseiterchance zusammen. Das wird aber sehr sicher dazu führen, dass sich die Konkurrenten blockieren und Frau Staab gewinnt.
Frau
Staab wird jetzt allerdings auch noch mal nachlegen müssen. Noch mal zwei Wochen Äpfelchen verteilen wird vielleicht zu wenig sein. Mal sehen, welche Idee zur weiteren Mobilisierung ihrer Wählerschaft sie jetzt noch entwickeln wird.
Das alles wäre jetzt noch unter der Kategorie ‚langweilig‘ zu verbuchen. Unangenehm würde es, wenn die Anti-Staab-Gerüchte wichtiger würden. Vielleicht sieht ja irgend jemand eine Chance darin, solches Gerede, und sei es noch so substanzlos, noch weiter zu verbreiten. Mir ist in den letzten Tagen noch mehr davon zu Ohren gekommen. Es hat sich eigentlich nichts verändert: weiterhin nichts Konkretes und viel Meinung oder bestenfalls Fragen des Geschmacks, wenn man genau hinhört. Aber wer hört schon so genau hin, und etwas bleibt ja bekanntlich immer hängen. Sich dagegen zu wehren, ist äußerst schwer.
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Prognose

Vor der morgigen Wahl muss man ja mal eine Prognose wagen. Nun also:
Staab 40%, Bubel 20% und Weisbrod je 20%, Scheerer 15%, Körber 5%, Bükers wenige Deppenstimmen zählen nicht.
Es sind zu viele Kandidaten, als dass Frau Staab auf Anhieb die Wahl gewinnen könnte. Das Folgende ist dann schwerer vorherzusagen. Der zweite Wahlgang ist ja nicht automatisch eine Stichwahl zwischen zwei Kandidaten, sondern alle können wieder antreten, sogar neue Kandidaten könnten sich melden, und dann reicht die relative Mehrheit.
Ich würde schätzen, dass Herr Weisbrod nicht zurückzieht - warum sollte er. Herr Scheerer würde vermutlich nicht mehr antreten und zur Wahl von Herrn Bubel aufrufen. Dann würden sich Bubel und Weisbrod im Wettkampf gegen Frau Staab gegenseitig blockieren, und am Ende gewinnt Frau Staab.
Aber vielleicht tritt ja doch noch Herr Büker auf und sahnt am Ende alles ab.
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Entscheidung

Wenn nicht noch etwas völlig Überraschendes passiert, werde ich am Sonntag Frau Staab als Bürgermeisterin von Walldorf wählen.

Herr
Scheerer ist sicher ein respektabler Bürgermeister von Mönchweiler, das darf er gerne bleiben. Ich hätte zu sehr den Verdacht, dass er bei der nächsten Gelegenheit Landtags- oder Bundestagsabgeordneter werden wollte und dann das Bürgermeisteramt in Walldorf nur noch nebenbei ausfüllen würde.
Herr
Weisbrod ist bestimmt ein starker Vertreter von Interessen seiner Kollegen im Personalrat, und er ist ein engagiertes Gemeinderatmitglied. In den Gemeinderat werde ich ihn auch voller Überzeugung wieder wählen, wenn er antritt. Aber für einen Bürgermeister fehlen ihm nach meiner Meinung ein paar entscheidende Eigenschaften. Vor allem geht es dabei um die Fähigkeit zu vermitteln und zu moderieren. Auch wenn Herr Weisbrod hier Besserung gelobt hat, so lassen manche seiner Äußerungen, auch in seinen letzten Blogeinträgen, daran zweifeln, dass das funktionieren würde.
Herr
Körber ist wohl ein netter Mensch und ein erfolgreicher Unternehmer, aber er hatte vermutlich selbst nie mit realistischen Chancen auf das Bürgermeisteramt gerechnet.
Was Herr
Büker eigentlich beabsichtigt, ist wohl niemandem klar.
Herrn
Bubel wünsche ich einen Achtungserfolg. Ich habe ihn als freundlichen und integren Menschen kennen gelernt, auch im persönlichen Gespräch. Bestimmt ist er auch in Sachfragen der Verwaltung kompetent. Aber nach meiner Einschätzung braucht der Bürgermeister von Walldorf eine Eigenschaft in besonderem Maße: Im eng verzahnten Verhältnis zwischen Rat und Verwaltung muss er sich durchsetzen können.
Das ist Frau
Staab zuzutrauen. Ob es ihr gelingen wird, tatsächlich einen vollständig neuen Stil umzusetzen und mehr Herz in die Politik zu bringen, wie sie angekündigt hat? Das wäre zu wünschen, aber man kann es nicht einfordern. Die jüngsten Gerüchte habe ich zwar erwogen, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, sie als üble Nachrede einzustufen. Die Anschuldigungen betrafen zum größten Teil Fragen des politischen Stils, die man so oder so einschätzen kann. Alles hört sich so an wie Äußerungen von jemandem, der Frau Staab aus persönlichen Gründen nicht mag. Vermutlich wird es aber unmöglich sein, einen Kandidaten zu finden, der seine Durchsetzungsfähigkeit im Vorfeld bewiesen hat und dennoch von allen geliebt wird.
Natürlich besteht das Risiko, dass sie eine große Show abgezogen hat und doch keine bessere Politik macht als die anderen. Aber im Vergleich mit den anderen Kandidaten sehe ich bei ihr die größten Chancen für Walldorf.
Ihren Wahlkampf hat Frau Staab sehr professionell, sehr engagiert und sehr kreativ geführt (Wer wäre sonst auf die Idee gekommen, sich gezielt bei den Friseuren persönlich vorzustellen, weil diese Multiplikatoren im dörflichen Smalltalk sind?). Wenn sie auch nur einen Teil dieses Elans als Bürgermeisterin für das Wohl Walldorfs einsetzen wird, können wir alle davon profitieren.
Ihre persönliche und politische Unabhängigkeit hat Frau Staab bereits durch ihren spektakulären Rücktritt vom Vorsitz des Landeselternbeirats bewiesen. Ich würde mir erhoffen, dass sie auch diese Haltung gegenüber der CDU-Fraktion im Rat und den Amtsleitern der Verwaltung beweist.
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heiße Phase?

Es ist ruhig geworden im Walldorfer Bürgermeisterwahlkampf. Nach der offiziellen Kandidatenvorstellung am letzten Donnerstag tut sich zumindest öffentlich z.Z. sehr wenig. Die Berichterstattung in den Medien scheint abgeflaut zu sein, und auch die Homepages (von Bubel, Scheerer und Weisbrod) wurden schon länger nicht mehr aktualisiert. Ist alles schon gesagt?
Vielleicht sind nicht alle dieser Meinung. Denn jetzt tauchen Gerüchte auf, die geeignet sind, den Ruf von Frau Staab in Mitleidenschaft zu ziehen. Nichts Konkretes, sehr dunkle Quellen, Gerede halt. Und zumindest mit meinen Mitteln der Recherche kann ich nichts dazu finden. Dass man wenig zur Entkräftung solcher Gerüchte finden kann, liegt in der Natur dieses Geredes. Aber ich finde auch nichts, was sie stützen würde.
Den Inhalt möchte ich daher hier gar nicht wiedergeben. Das könnte nämlich durchaus üble Nachrede sein, wie sie jeder Mensch zu spüren bekommt, der in Gremien arbeitet und sich bisweilen durchsetzen muss. Es könnte natürlich auch was dran sein.
Frau Staab selbst hält sich bedeckt. Am Montag war ganz kurz auf ihrer Blogseite eine Passage zu lesen, in der sie diese Gerüchte erwähnt, ohne aber inhaltlich darauf einzugehen. Jedoch wurde dieser Passus auch schnell wieder zurückgezogen. Vielleicht ist es klüger, zu etwas so Obskurem und Unkonkretem zu schweigen? Wirklich eine schwere Entscheidung.

Es sieht aus, als bliebe der Wahlkampf leider doch nicht sauber.
Wenn dieses Gerede dazu führt, dass Frau Staabs hart erarbeitetes Image leidet, steigen vielleicht wieder die Chancen eines lokalen Bewerbers - nach dem Motto: „Da weiß man wenigstens, was man hat.“
Es sieht ein bisschen so aus, als hätten wir Walldorfer die Wahl zwischen Skylla, Charybdis und noch drei weiteren Wesen. Teils wirklich ‚ungeheuer‘, teils nur etwas ungewiss, aber vielleicht keiner wirklich völlig uneingeschränkt vorzuziehen. Nur: Anders als Odysseus können wir nicht die Mitte zwischen allen ansteuern, sondern wir müssen uns für einen Kandidaten entscheiden.
Meine persönliche Wahl für nächsten Sonntag ist noch nicht ganz klar. Ich weiß nur definitiv drei Kandidaten, die für mich nicht in Frage kommen. Zwischen den übrigen zweien überlege ich momentan anhand dieser Kategorie: Wenn ich keinen der Kandidaten uneingeschränkt mit persönlicher Sympathie betrachte, überlege ich, welcher die größten Chancen hat, das Beste für Walldorf zu erreichen.
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Herr Büker, bitte melden!

Der Vorstellungsabend gestern war tatsächlich ein spannendes Ereignis und in mehrerer Hinsicht überraschend.
Der scheidende Bürgermeister Merklinger fühlte sich genötigt, Herrn
Büker aus Herford zweimal auszurufen und auf den leeren Platz auf das Podium zu bitten. Ihm war vermutlich selber die Aussichtslosigkeit dieser Bemühung klar, aber man will ja keinen Formfehler begehen. Vielleicht sind die Hürden einer Kandidatur zu niedrig, und jemand hat sich den alten Traum erfüllt, einmal irgendwo Bürgermeisterkandidat gewesen zu sein. Jedenfalls tauchte der Mann nicht auf. Ich bin gespannt, wie hoch seine Stimmenzahl wird. Es gibt bestimmt ein paar Wähler, die ihre Stimme für einen Witz wegschmeißen.
Die Elefantenrunde war auch ohne ihn spannend, aber ein richtig klares Ergebnis kam nicht heraus. Nun ist also die Zeit der Deutung: Wer hat mehr als die anderen gewonnen oder verloren?
Ich möchte meine Betrachtung aufteilen: Vor meine eigene Meinung möchte ich gerne Mutmaßungen über die gefühlte Wahrnehmung des Publikums stellen. Daran anschließend kann man dann eine Prognose wagen.

Die Stimmungslage
Immerhin war gestern ein guter Teil der 10.500 Walldorfer Wahlberechtigten anwesend, so dass man aus der Publikumsreaktion gewisse Schlüsse auf den Wahlausgang ziehen kann.
Die schönste Überraschung war für mich die Gesamtstimmung in Walldorf, die ich im Vorfeld wohl falsch eingeschätzt habe. Ein Beispiel: Als gleich als erste Bürgermeldung in der Fragerunde ein seltsamer Mensch die schon berüchtigte Mutter-und-Bürgermeister-geht-das-Frage an Frau Staab richtete, ging ein Raunen durch das Publikum - und zwar ein ablehnendes! Ich freue mich sehr, dass dieses Argument offenbar doch bei dem größeren Teil der Walldorfer keine Rolle spielt.
Überhaupt scheint Herrn
Weisbrods Heimvorteil gar keiner zu sein. Er versprach ausdrücklich, hoch und heilig vor großem Publikum, dass der alte, streitbare Grünen-Fraktionsvorsitzende Geschichte sei. Allein, das Publikum glaubte ihm nicht wirklich. Er machte seine Sache während des Abends gar nicht schlecht, aber mit seiner Schlussrede machte er wieder vieles zunichte. Darin entwarf er auf durchaus amüsante Weise eine Vision von Walldorf in 8 Jahren - aber das werden die meisten als grünes Horrorszenario wahrgenommen haben mit Bürgerversammlungen, Autoverzicht und einem zum Kaufparadies umgebauten Parkhaus. Auch wenn ich inhaltlich sogar seine Vision gut finde (bin schließlich ein bekennender Freiburg-Fan und bewundere speziell die Idee hinter dem Vauban-Viertel), passt das so garantiert nicht zu Walldorf. Herr Weisbrod kann nicht mehr Menschen mobilisieren als seine ohnehin vorhandene Walldorfer-Grünen-Basis. Die ist aber zu klein. Ich wage die Voraussage: Weisbrod schafft es nicht einmal in die Stichwahl.
Der andere ‚Lokalmatador‘ geht ebenfalls unter. Herr
Körber war zwar keine Lachnummer wie der abwesende Büker, aber er geriet zumindest zur ‚Griemelnummer‘. Handfest, nicht unsympathisch, aber etwas desinformiert und keinesfalls bürgermeisterabel. Auch er wollte sich ganz offensichtlich den Traum erfüllen, einmal Bürgermeisterkandidat gewesen zu sein.

Aber es scheint überhaupt sogar viele zu geben, die der Meinung sind, dass ein Ortsfremder her müsse.
Dennoch: Eins runter mit Herrn
Scheerer. Seine Art kann nur ankommen bei Bürgern, die sich einen gewohnten Stadtvater in etwas jünger wünschen: Bürgermeister alten Schlages, einer von „dort oben“, der „das schon machen“ wird. Er verkaufte sich gar nicht schlecht, aber das Publikum reagierte reserviert. Man spürt heraus, dass die selbstbewussten Walldorfer nicht ganz einsehen, einen amtierenden Bürgermeister, der sein altes Amt aufgibt, zu belohnen.
Aber eins rauf mit Herrn
Bubel. Der Mann konnte zumindest in der Frage-Runde wirklich punkten gegenüber seinem Konkurrenten Scheerer. Er wirkte in allen Punkten souverän: kenntnisreich, entschieden, wo möglich, und dennoch freundlich. Das kam gut an.
Genauso gut wie Frau
Staab. Ganz offensichtlich hat ihr engagierter Wahlkampf (150km zu Fuß durch die Stadt) die Leute beeindruckt. Mir war nicht klar, dass sie auf einer Welle der Sympathie reitet. Dieses Ansehen hat sie in der Anhörung zwar nicht weiter vermehren können, aber sie hat es gehalten.

Mein persönliches Fazit
Inhaltlich gab es kaum Differenzen zwischen den Kandidaten, und wo doch, konnte mal der eine, mal der andere überzeugen. Am meisten haben mich seltsamerweise die Argumente und Ideen von Herrn Scheerer überzeugt. Er hatte durchaus gute Ansätze und sprach mitunter klareren Text als andere. So sagte er z.B. zur Einkaufssituation hier in Walldorf: „Wir erleben die Amerikanisierung unserer Innenstädte.“ Auf deutsch: Der Kampf ist verloren. Und wer etwas anderes sagt, traut sich nicht, dem Wahlvolk die Wahrheit zuzumuten: Wir Walldorfer sollten froh sein, wenn es gelingt, die Wieslocher Innenstadt als nahegelegene Einkaufsgegend zu erhalten. Was dort nicht zu bekommen ist, muss man sowieso in Mannheim kaufen oder gleich bei Amazon. Das ist Fakt und durch Lokalpolitik nicht zu ändern, denn wenn die Leute nicht kaufen, nützen auch subventionierte Ladenlokale auf Dauer nichts. Mit demselben Anspruch wie eine belebte Ladenmeile in der Hauptstraße könnte ein Bürgermeisterkandidat einen wunderschönen Sommer im nächsten Jahr versprechen. (Zur Ergänzung: Weisbrod sprach sich für Subventionen aus, Staab und Bubel äußerten so vage wie möglich ihre Ratlosigkeit.)
Herr
Scheerer sagte noch mehr kluge Dinge. Nur: Er ist der falsche. Ich mag diesen Politikertyp nicht, den er verkörpert, und ich vertraue ihm nicht. Da kann er noch so sehr die richtigen Argumente bringen.
Über Herrn
Weisbrod habe ich mich ja schon klar geäußert. Der Abend hat meine Eindrücke nicht verändert. Er wird polarisieren, und wenn er sich noch so sehr um Verbindlichkeit bemüht. Das sitzt zu tief drin.
Frau
Staab war gut. Wirklich ok, aber nicht mehr. Sie blieb unter ihren Möglichkeiten. Nun, hohe Erwartungen sind ja auch schwer zu toppen. Ich führe das darauf zurück: Der Wahlkampf geht schon so lange, und man gewöhnt sich an so vieles. Als wir Frau Staab seinerzeit einluden, gingen wir sogar davon aus, sie sei ein Underdog. Das hat sich geändert: Sie ist weiterhin eine beeindruckende Persönlichkeit, aber jetzt in der Favoritenrolle.
Inhaltlich war sie aber natürlich sehr zurückhaltend, wurde nur ganz selten konkret. Sie möchte wohl so wenige Wähler wie möglich verprellen, und man muss ihr schon vertrauen und zutrauen, dass sie außer dem ‚Everybody’s Darling‘ auch noch andere Facetten wird anbieten können. Am besten fand ich ihre Äußerung zur Metropolregion Rhein-Neckar, weil sie darin den europäischen Maßstab sieht: Diese Regionen wollen starke Gemeinschaften innerhalb der europäischen Union sein. Alle anderen Kandidaten, v.a. Weisbrod und Scheerer haben vorwiegend die Walldorfer Innen- und bestenfalls die Regionalpolitik in Bezug auf Wiesloch vor Augen; Frau Staab denkt in größeren Maßstäben. Das kann Walldorf voranbringen.
Der neue Underdog ist Herr
Bubel. Er saß nicht nur auf dem Podium genau zwischen Frau Staab und Herrn Scheerer. Denn er verbindet am ehesten die Freundlichkeit der einen mit der Klarheit des anderen. Nur leider: Trotz aller Bemühungen in seiner Vorstellungsrede, Stärke und Entschlossenheit zu zeigen, kann man sich schwerlich vorstellen, dass ein Bürgermeister Bubel sich gegen den über Gebühr selbstbewussten Walldorfer Verwaltungsapparat und den mitunter nicht ganz offen agierenden Stadtratsfraktionen wird durchsetzen können.
Ich denke trotzdem: Er ist der neue Außenseiter, der als solcher Chancen gegen die Favoritin Staab hat.

Die Prognose
So sehe ich die Chancen auf das Bürgermeisteramt nach der Stichwahl am 19.12.: Staab 70%, Bubel 20%, Scheerer 10%, Weisbrod und Körber 0%.
UPDATE:
Auf der Homepage der Stadt sind aktuell die Vorstellung- und Schlussvorträge der Kandidaten auf Video zu sehen.
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Bürgermeisterinterviews

Vor der ‚Elefantenrunde‘ morgen abend kann man sich schon mal einstimmen mit kurzen Interviews im ‚Lokalmatador‘. Ich muss zugeben, diese Institution kannte ich bisher auch noch nicht. Das ist eine Website, offensichtlich auch mit TV-Programm, veranstaltet vom Nußbaum-Medien-Verlag aus St. Leon-Rot (sind das nicht die mit den Telefonbüchern?).
Kritischer Journalismus sieht anders aus. Aber das kann man auch über die Interviews der Rhein-Neckar-Zeitung sagen, wo in den letzten Tagen alle Kandidaten vorbeidefilierten. Alle bis auf den immer noch öminösen Herrn Büker, aber sogar der ansonsten ebenfalls kaum stattfindende Herr Körber fand sich ein. Bei Nußbaum kann man zwei Interviews online sehen: von Frau
Staab und Herrn Scheerer.
Sowohl im Web-TV wie auch in der Tagespresse wurde ein sehr gleicher Fragenkatalog abgearbeitet. Da will wohl niemand unangenehm nachbohren mit Fragen wie „Mögen die Mönchweilerer Sie, Herr
Scheerer?“ oder „Frau Staab, hätten Sie ohne Ihren Rücktritt vom Landeselternbeiratsvorsitz eine Chance auf eine landespolitische Karriere gehabt? Suchen Sie vielleicht hier eine Bewährung?“, oder: „Herr Bubel, Sie sind ein sehr netter Mensch. Vielleicht zu nett für die Walldorfer Hinterzimmerpolitik-Szene?“ bzw: „Herr Weisbrod, meinen Sie, Sie können alte Feindschaften, die Sie bisher in der Lokalpolitik gepflegt haben, nun als Bürgermeister überwinden?“, oder sogar: „Herr Körber, ist etwas dran an den Gerüchten eines Alkoholproblems?“. Die schönste Frage hätte sein können: „Herr Büker, gibt es Sie überhaupt?“
Stattdessen kamen Standardfragen, die aber eines deutlich machen können: Auch die Antworten ähneln sich sehr. Das ist auch nicht verwunderlich. Es geht Walldorf ja gut, viele Weichen sind erst einmal gestellt, nur an Feinstellschrauben kann (und muss!) gedreht werden.
Weil alle Bürgermeisterkandidaten sich also programmatisch kaum von einander absetzen können, sind die Personen umso interessanter. Nur die Videos herausgegriffen: Herr Scheerer gibt den baden-württembergischen Typus des aalglatten, aber dennoch bodenständigen Lokalpolitikers mit gepflegt demonstrierter Mundart: „Der Bürgermeischder, wo umsetzen muss.“ Frau Staab kommt sehr viel eleganter, im Vergleich fast elitär ‚rüber’, hat aber dennoch eine verbindlich Note.
Was besser bei den Walldorfern ankommt, wird sich zeigen. Jedenfalls wird das morgen ein spannender Abend - ich hoffe immer noch innig, der Wahlkampf bleibt sauber.
UPDATE:
Das Video-Interview von Herrn
Bubel ist auch online zu finden.
UPDATE 2:
Nun gibt es auch ein Interview von Herrn
Weisbrod.
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Wahlkampfargumente

Ich denke, Herr Weisbrod hat meine Stimme endgültig verloren.
Meine Befürchtung ist, dass er als Bürgermeister nicht integrierend wirken kann.
Ein weiteres Indiz, wenn es das gebraucht hätte, ist sein Umgang mit dem oft gehörten Argument gegen seine stärkste Gegenkandidatin, sie sei als Mutter eines Kleinkinds ungeeignet für das Bürgermeisteramt.
So schüttet auch er in seinem Wahlkampf Öl ins Feuer, indem er auf seiner Homepage und seinem jüngsten Flyer betont, man
solle ihn wählen, weil

„.
.. ich meine volle Arbeitskraft unserer Stadt widmen kann
Meine Kinder sind schon erwachsen oder sind es weitestgehend, in der wichtigen Kleinkind-Entwicklungsphase war ich als Hausmann immer für sie da. [...]“

Ein Schelm, wer dabei heraushört, dass die 42jährige Frau Staab sich besser um ihre einjährige Tochter kümmern solle.

Meine große Hoffnung ist, dass das Argument bei den Walldorfern am Ende doch nicht verfängt. Wenn sie sich gegen Frau Staab entscheiden würden, ok. Aber wenn das mit dieser verbohrten Begründung geschähe, würde es mir hier im Ort weniger gefallen als zuvor.

Nebenbei: Der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer, den Herr Weisbrod ganz offensichtlich
sehr schätzt (ich übrigens auch), hat auch eine junge Familie. Seine Frau ist Europaabgeordnete, und Herr Palmer hat vor kurzem Elternzeit genommen und während dieser Zeit an den Schlichtungsgesprächen in Stuttgart mitgewirkt...
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nicht peinlich

Noch ist auch mein Votum nicht definitiv entschieden, aber einer hat immer weniger Aussichten auf meine Stimme. Zwar fand ich es sehr positiv, dass Herr Weisbrod auf meine nassforsche Kritik an den Startschwierigkeiten seiner Homepage („Ist Ihnen das nicht peinlich?“ ) überhaupt reagiert hat.
Aber ich musste zwei Tage lang über seine Antwort nachdenken, um dahinterzukommen, warum er sich für meine Begriffe mit dieser Antwort für das Bürgermeisteramt trotzdem disqualifiziert hat. Er schrieb nämlich deutlich, dass ihm das
‚keineswegs peinlich‘ sei.
Das überliest man leicht. Aber da wird eine sehr hemdsärmelige Haltung deutlich. Einem gewissen Klientel in diesem groß gewordenen Bauerndorf mag das auch imponieren, weil sie es als ‚Selbstbewusstsein‘ interpretieren. Und für die Walldorfer ‚Innenpolitik‘ sind das vielleicht gar keine schlechten Voraussetzungen.
Aber Walldorf hat auch noch andere Züge. Die Zugereisten machen mittlerweile auch einen großen Teil dieser Gemeinde aus, und ob die diese Art als bodenständig-positiv bewerten? Außerdem gibt es noch eine ‚Außenpolitik‘, denn Walldorf spielt keine unwesentliche Rolle in der Region, vielleicht sogar in der Landespolitik. Diese Rolle könnte sogar noch ausgebaut werden angesichts der Finanzkraft des Städtchens. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Frau Staab diesbezüglich Ambitionen hat (Gemeindetagspräsidentin?).

Die technische Panne an sich ist lässlich, das kann passieren. Ein „Ups, sie haben Recht, danke für die Nachricht“ wäre die angemessene Reaktion gewesen, und gut ist. Aber seine „überhaupt-nicht-peinlich“-Haltung finde ich unsensibel, in diesem Zusammenhang sogar alarmierend:
Würde ihm als Bürgermeister auch so wenig daran gelegen sein, wie er und seine Gemeinde nach außen auftreten? Mit einem solchen Bürgermeister könnte Walldorf noch so groß werden, es bliebe ein kleines Dorf.
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Bürgermeisterwahlkampf

Der Wahlkampf in Walldorf kommt allmählich richtig auf Touren. Man kann am Wochenende nicht mehr einkaufen gehen, ohne einem der Kandidaten vor einem der Walldorfer Supermärkte zu begegnen. Ich habe auch das Gefühl, das Engagement von Frau Staab hat die anderen in Zugzwang gebracht: Viele ziehen jetzt Klinken putzend durch die Stadt.
Herr
Weisbrod ist auch unter die Blogger gegangen: Seine Unterseite ‚News‘ scheint mir von Frau Staabs Erzählungen ihres Wahlkampfalltags inspiriert zu sein. Ich muss als Germanist feststellen, dass mir rein vom Stil her das Vorbild besser gefällt. Sein Name-Dropping wirkt doch sehr bemüht. Aber er spielt den Heimvorteil mit Engagement aus.
Noch eine „Literaturkritik“: Im letzten Walldorfer ‚Blättle‘ hatten drei Kandidaten je eine ganzsseitige Anzeige.
Herr
Weisbrod druckte die Textbausteine seiner Homepage ab.
Frau
Staab nutzte die Seite, um (über)deutlich zu machen, wie ernst sie die Sache meint. Die Großeltern würden mit nach Walldorf ziehen und die Kinderbetreuung mit übernehmen. Auch stünde sie so lange für das Amt zur Verfügung, wie die Walldorfer sie wählen. Natürlich muss sie immer wieder höhere, landespolitische Ambitionen dementieren. Aber ob es klug war vorzurechnen, dass sie das Bürgermeisteramt theoretisch 24 Jahre lang ausüben könnte? Das klingt nämlich fast bedrohlich...
Insofern erscheint nämlich Herrn
Bubels fortgeschrittenes Alter plötzlich fast als Vorteil. Er steht nur für eine Amtsperiode zur Verfügung, die ideale Interimslösung sozusagen. Überhaupt macht er dem Vernehmen nach eine immer bessere Figur: Alle, die mit ihm gesprochen haben, berichten von seiner Kompetenz. Seine ganzseitige Anzeige fand ich dagegen, hmm, seltsam: Er beschrieb Absätze lang, wie seine Familie die Plakate geklebt hat. Man stelle sich vor, dass Frau Staab davon erzählt hätte, wie ihre Kinder Pappständer kleistern ...
Insgesamt kam von den politischen Zielen der Kandidaten zu wenig ‚rüber‘. Am ehesten noch bei Herrn Weisbrod, aber auch dort noch zu allgemein. Vielleicht wollen sie ihr Pulver aufsparen für die ‚Elefantenrunde‘ am 25.11. in der Astoriahalle. Bin schon sehr gespannt.

Herr
Scheerer ist von den ernsthaften Kandidaten noch am Stillsten, bisher. Viele Leserzuschriften in der Schwarzwälder Presse äußern sich übrigens erleichtert über seinen geplanten Weggang aus Mönchweiler. An ihm werden besonders die persönlichen Ambitionen zu höheren Ämtern hervorgehoben. Das muss man nicht überbewerten, sollte man aber vielleicht zur Kenntnis nehmen.
Von Herrn
Körber immer noch keine Spur, nirgends, außer auf den Plakaten in der Stadt. Aus berufenem Mund erfuhr ich übrigens, dass die Walldorfer FDP nichts davon wusste, dass seine Plakatständer der St.-Leoner FDP gehören. Happy
Aber ein sechster Kandidat ist ins Rennen gestartet: Bei der
Gemeinderatssitzung vom 11.11. wurde noch ein Herr Karsten Büker, Diplom-Wirtschaftsingenieur aus Herford, zugelassen. Seltsame Sache, weil nirgendwo etwas über diesen Menschen und seine Verbindudng zu Walldorf zu finden ist.
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Bürgermeister-Websites

Die Bürgermeisterkandidaten stellen sich alle unter anderem auf einer Webseite vor. Sehr interessant ist der Vergleich, wie dieses Medium eingesetzt wird.
Den den Blog von Frau Staab habe ich ja
bereits erwähnt. Auch ihre Seite war nicht sofort nach Beginn der Kampagne online, aber sehr schnell. Auch wenn dort unter ‚Politische Leitlinien‘ nur eine Ankündigung steht, ist der Blog sehr flott geschrieben und informativ.
Bei Herrn
Bubel hat es sehr lange gedauert. Jetzt ist sie da, aber derzeit immer noch recht dürftig - sie enthält nicht viel mehr als sein in die Briefkästen verteilter Flyer.
Herr
Scheerers Seite war am Anfang auch äußerst dürftig. Interessanterweise hat er eine Kommentarfunktion, die allerdings bisher keine Reaktionen auslöste - bis auf eine, die die sehr allgemein gehaltenen Informationen bemängelte. Danach äußert sich Herr Scheerer jetzt auch konkreter zu einigen Themen.
Den Vogel schoss jetzt Herr Weisbrod ab. Sehr lange dauerte es, bis seine Plakate hingen. Auf einer
Unterseite der Grünen-Fraktion des Walldorfer Stadtrats war lange Zeit die einzige Internet-Informationsquelle zu seiner Bürgermeisterkandidatur versteckt. Erst jetzt gibt es die Seite www.wilfried-weisbrod.de, und man kann sich überlegen, was weniger peinlich ist: Keine Seite zu haben, oder eine halb fertige Seite online zu stellen? Jedenfalls begrüßt er seine Leser so:

Viele der übrigen Seiten tragen ebenfalls Platzhaltertexte.
Die Seite trägt den schönen, fast freudschen Verschreiber im Titel:

Ganz offensichtlich hat Herr Weisbrod oder seine Agentur die Seite schon online geschaltet, bevor sie ganz fertig war.
Vom fünften Kandidaten, einem Herrn Körber, konnte ich bisher im Netz so gut wie gar nichts finden, vor allem keine eigene Seite.

Das alles sagt sicher nicht unbedingt etwas über die Qualitäten aus, die ein Bürgermeister mitbringen muss. Auch nicht über die Inhalte, für die die Kandidaten stehen. Der Vergleich der Internetauftritte sagt aber etwas aus über die Professionalität, mit der die Bewerbung um das Amt betrieben wird.

NACHTRAG:
Am Samstag, also zwei Tage später, war die Seite dann fertig. Auf meine Nachricht, in der ich auf die fehlerhafte Seite aufmerksam gemacht habe, hat Herr Weisbrod zügig und sehr freundlich via eMail reagiert.
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Bürgermeisterkandidaten

Wie die Wettbewerbslage genau ist, ist nicht klar zu erkennen. Nach meinem Wissen sind fünf Kandidaten angetreten, zwei davon scheinen sofort als Zählkandidaten auszuscheiden. Ernsthafter Bewerber ist sicher der SPD-Kandidat Scheerer. Aber von den verfügbaren Informationen, z.b. auf seiner Website, haut er einen nicht vom Sockel. Ich kann gut verstehen, dass er ein Interesse hat, hier Bürgermeister zu werden und evtl. von hier aus weitere politische Ämter (Abgeordneter?) anzutreten. Aber was wir hier in Walldorf davon haben sollten, ausgerechnet ihn zu wählen, wird nicht wirklich deutlich.
Sehr ernst zu nehmen ist sicher Herr Weisbrod von den Walldorfer Grünen. Aber ich weiß z.B. bisher nicht einmal, wie er aussieht. Bzw. nun weiß ich es doch, weil ich ihn gerade
ergoogelt habe, was aber auch nicht sehr ergiebig war. Er hat bisher in Walldorf nicht einmal Plakate aufhängen lassen. Ist er seiner Sache so sicher, oder betreibt er sie im Gegenteil doch gar nicht ernsthaft?
Zwar hat er in der Vergangenheit als Stadtrat sehr viele, auch wichtige Diskussion hier angeregt, beispielsweise durch die völlig berechtigte Initiierung von zwei Bürgerentscheiden (Astor-Halle und Ärztehaus). Aber andererseits polarisiert er stark und trägt vermutlich eher dazu bei, die starren Walldorfer Strukturen zu festigen als sie zu lockern.
Aber dennoch: Er ist Walldorfer, und das ist für viele alleine schon ein Grund, ihn zu wählen, völlig egal, was die auswärtigen Kandidaten an Qualitäten mitbrächten. Dieses Argument gegen Frau Staab halte ich für genauso unsinnig wie die hier oft zu hörende Ansicht, man könne eine vierfache Mutter, deren jüngstes Kind zudem noch gerade mal ein Jahr alt ist, doch nicht ins Bürgermeisteramt wählen, weil sie zu ihren Kindern gehöre. Ernsthaft, das wird hier so laut und so deutlich gesagt, vor allem von Frauen selbst. Andererseits steht die örtliche CDU offensichtlich hinter Frau Staab - hoffentlich haben Angela Merkel und Ursula von der Leyen sogar hier im groß gewordenen Bauernkaff genug bewirkt, dass sich diese dumpfbackige Haltung nicht durchsetzt.
Nein, nach gestern Abend spätestens bin ich überzeugt, sodass Frau Staab unserem Städtchen hier gut tun würde. Ich würde mich freuen, wenn ein bisschen frischer Wind nach Walldorf hinein wehen könnte.
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Staab II


Gestern abend fand die angekündigte Diskussionsrunde tatsächlich statt. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Frau Staab (r. im Bild) ist ja gerade auf einem langen Fußmarsch durch Walldorf - ihr Blog darüber, den sie tatsächlich selbst verfasst, wie sie versichert hat, ist übrigens wirklich schön geschrieben - und wir sind auch schon erwähnt. Dabei versucht sie, so viele Bürger wie möglich direkt anzutreffen, um sich vorzustellen. Daher fand sie die Gelegenheit auch selbst interessant, gleich zwei Handvoll Familien auf einmal und ausführlicher ansprechen und kennenlernen zu können. Es gab eine sehr angeregte, teils auch lustige Diskussion über politische Themen in Walldorf (Schule, Verkehrssituation, Einkaufsmöglichkeiten), über typische Walldorfer Denkstrukturen (Wieslocher und Roter Feindbilder...), über Frauen in politischen Ämtern und vieles mehr.
Ich habe den Eindruck, die Frau konnte einige neue Leute für sich einnehmen. Wir waren alle beeindruckt von der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Ziel, hier Bürgermeisterin zu werden und die Interessen der Stadt und der Bürger danach auch politisch zu vertreten, verfolgt. Sie kommt zwar von außen und kennt die eingefahrenen Strukturen hier nicht aus langer Erfahrung, aber sie hat als erfahrene Gremiumspolitikerin einen guten Blick für ebendiese Strukturen, und sie erweckt den Eindruck, dass sie mit einer sehr freundlichen, aber standfesten Art aufzutreten auch gegen verkrustetes Denken im Rathaus ankommen kann. Auch wirkte sie sehr authentisch: Sie will offensichtlich wirklich auf absehbare Zeit in Walldorf leben und tätig sein und strebt nicht nach höheren Ämtern in der Landespolitik. Gewählt wäre sie für acht Jahre, und in diesem Zeithorizont kann man sich zumindest darauf verlassen, dass sie das Geschäft hier ernst nehmen will. Ich finde es auch fair zu sagen, dass sie nicht versprechen kann und will, auf ewig hier zu bleiben - wobei das vielleicht sogar so kommen könnte.
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Wahlplakate

Es ist irgendwie verwunderlich, dass man auf keinem der Werbeplakate zur Bürgermeisterwahl die Partei findet. Alle treten überparteilich an. Man muss schon genau hinschauen und quasi ‚hinter die Kulissen‘ schauen, denn auf der Rückseite findet sich manchmal ein Hinweis, wem die Pappe gehört, auf die das Plakat gekleistert wurde:

Ich bin mal gespannt, wie das Rennen sich entwickeln wird. Was man so hört, ist, dass viele skeptisch sind, ob es eine auswärtige, junge Frau schaffen könne. Ich höre sogar von IMHO unglaublichen Argumenten wie: Man könne eine solche Frau doch nicht wählen, die vier Kinder habe. Wie soll die denn eine gute Bürgermeisterin und Mutter sein. Ob diese Leute dieselben sind, die sich auch darüber beschweren, das überall nur Männer in Führungsetagen sitzen?
Der einzige echte Walldorfer mit Chancen scheint der Vertreter der Grünen zu sein, von dem ich aber noch gar keine Plakate entdecken konnte und der in der Stadt auch nicht ganz unumstritten ist. Mit vielen Leuten hier hat er es sich während seiner Stadtrattätigkeit schon verscherzt. Noch nicht ganz klar, ob das für oder gegen ihn spricht.
UPDATE:
Aus berufenem Munde erfuhr ich, dass die Walldorfer FDP nichts von diesen Plakatständern wusste. Vielleicht hat Herr Körber sie auf privatem Wege aus den Beständen der St. Leoner FDP geliehen bekommen.
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Staab

In Walldorf fallen z.Z. überall Plakate mit der Unterschrift ‚Christiane Staab‘ auf. Gibt es Wahlen? Warum klingelt noch mal der Name?
Ja, es gibt Wahlen: Im Dezember muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden - hatte ich überhaupt nicht gemerkt.
Der Name klingelt, weil Frau Staab Landeselternbereitsvorsitzende war. War, weil sie recht streitbar ist. Sie trat seinerzeit zurück aus Protest gegen Kultusminister Rau und dessen, nun ja, Beratungsresistenz. Damals gab sie auch ein interessantes
Interview bei SWR1-Leute, an das ich mich noch gut erinnere.
Rau ist jetzt
weggelobt versetzt worden, und seine Nachfolgerin Schick verbreitet zumindest mal eine bessere Atmosphäre - mehr lässt sich derzeit noch nicht sagen. Aber Frau Staab ist auch weg - und sucht nun eine neue Betätigung (neben bzw. statt ihrer Tätigkeit als Karlsruher Stadträtin, als Mitglied des SWR-Rundfunkrats, der ev. Landessynode, ...).
Es ist auch eine spannende Sache, dass sie hier zwar überparteilich antritt und auf den Wahlplakaten ihre Mitgliedschaft in der CDU nicht erkennbar ist. Aber trotzdem wird sie von der örtlichen CDU unterstützt, die damit eine rathausinterne Bewerbung verhindert hat. Die Landes-CDU soll diese Kandidatur übrigens gar nicht gut gefunden haben.
Interessante Geschichte: Von der aktiven Schulpolitik auf Elternseite direkt zur Schulträgerin - von der etablierten lokalen CDU gewollt, vom Landesverband nicht. Ich bin sehr gespannt, die Frau kennenzulernen. Wir haben sie auf der Kerwe mal ganz dreist angesprochen und eingeladen, in unserem Wohnzimmer eine Vorstellungsrunde für die Walldorf-Ost’sche Nachbarschaft zu veranstalten.
UPDATE:
Frau Staab hat zugesagt, der Diskussionsabend findet nächste Woche hier statt. Ich bin schon gespannt.
Ich stieß auch darauf, dass Frau Staab bereits zwei Mal bei SWR1 Leute war. Das
zweite Gespräch ist eigentlich noch interessanter als das oben verlinkte.
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